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Der Zweite Weltkrieg im Kreis Steinburg

Der Zweite Weltkrieg stellt den bisher größten und verlustreichsten Konflikt der Menschheitsgeschichte dar. Auslöser des Krieges war der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939. Allerdings kam weder im Deutschen Reich noch in Schleswig-Holstein eine Kriegsbegeisterung auf, wie sie bspw. in Teilen der Bevölkerung zu Beginn des Ersten Weltkrieges geherrscht hatte.

Denn quasi mit Kriegsbeginn musste die deutsche Bevölkerung sogleich erhebliche Eingriffe in ihr Leben hinnehmen: Wichtige Rohstoffe mussten nun der Kriegsindustrie zugeführt, Kohle und Strom einer strikten Bewirtschaftung unterworfen werden und Männer wurden scharenweise zum Kriegsdienst eingezogen. Zahlreiche Gedenksteine und -platten im Kreisgebiet erinnern bis heute an die gefallenen Väter und Söhne aus den verschiedenen Gemeinden.

Obwohl die Kriegshandlungen und somit die eigentliche Kriegsfront außerhalb des Lebensraums der deutschen Bevölkerung lag, war der Krieg allgegenwärtig.

Durch die Einberufung zahlreicher Soldaten kam es im Deutschen Reich sowie in Schleswig-Holstein in Industrie und Landwirtschaft zu einem akuten Arbeitskräftemangel. Daher waren bereits seit Beginn des Krieges Kriegsgefangene zwangsweise in der deutschen Wirtschaft eingesetzt worden, um diesem entgegenzuwirken. Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkrieges mehr als sieben Millionen Menschen in das Deutsche Reich zwangsdeportiert. Sie waren in der Landwirtschaft, der Industrie, in Handwerksbetrieben und in privaten Haushalten tätig. Das größte Zwangsarbeiterlager des Kreises Steinburg befand sich in der Klaus-Groth-Straße in Glückstadt. Besonders französische Kriegsgefangene wurden hier im Reichsbahnausbesserungswerk zur Arbeit eingesetzt.

Lebensmittelkarten regelten die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Die wöchentlichen Rationen eines Normalverbrauchers wurden ab 1942 drastisch beschnitten. Während jeder Person im Frühling 1942 noch 2.400 Gramm Brot, 500 Gramm Fleisch und 270 Gramm Fett zustanden, verringerten sich diese Werte bis 1945 auf 1.700 Gramm Brot, 250 Gramm Fleisch und 125 Gramm Fett. Die Landbevölkerung, die sich zum Teil selbst versorgen konnte, erhielt noch geringere Rationen. Die Versorgungslage im Kreis Steinburg spitzte sich u.a. dadurch zu, dass zahlreiche Evakuierte und Ausgebombte besonders aus Hamburg auf das Land drängten.

Obwohl sich der alliierte Luftkrieg primär gegen deutsche Städte richtete, war dieser auch in den Gemeinden des Kreises Steinburg allgegenwärtig: die Flieger, die auf die Städte Hamburg und Neumünster zuhielten, waren zu hören und die Erschütterung der einschlagenden Bomben deutlich zu spüren. Über Itzehoe wurden im Kriegsverlauf neunmal Bomben abgeworfen, wobei insgesamt 20 Menschen zu Tode kamen.

In der Schlussphase des Krieges wurde Schleswig-Holstein schließlich zum Ziel einer Massenflucht aus den deutschen Ostgebieten. Mit der Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 war der Krieg beendet, und für Schleswig-Holstein begann die Zeit der Besatzung durch die britische Militärregierung.

Text: K.B.

Umkreis

Verwendete Literatur:

Peter Wulf, Zustimmung, Mitmachen, Verfolgung und Widerstand – Schleswig-Holstein in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Geschichte-Schleswig-Holsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. von Ulrich Lange, Neumünster 2003, S. 585–623.

Lena Cordes, Vom kleinen Bauerndorf zur zentralen Gemeinde – Brokstedts Wandel von 1800 bis heute, in: Brokstedt. 475 Jahre Geschichte einer Gemeinde in Schleswig-Holstein, hg. von Oliver Auge (Nordelbische Ortsgeschichte/1), Kiel 2013, S. 266–357.

Joachim Hendel, Den Krieg ernähren. Kriegsgerichtete Agrar- und Ernährungspolitik in sechs NS-Gauen des »Innenreiches« 1933 bis 1945 (Studien zur Geschichte des Nationalsozialismus/2), Hamburg 2015.