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Erinnerungskultur im Kreis Steinburg

Erkundet man das Gebiet des Kreises Steinburg, begegnen einem fast in jeder Gemeindegroße oder auch kleine Steinanlagen. Sie liegen zumeist zentral im Ortskern und tragen die Namen zahlreicher verstorbener Soldaten aus den jeweiligen Dörfern. Diese Ehrenmale oder Gedenksteine sind Ausdruck einer bis heute währenden Erinnerung an Kriege und Konflikte, die auch die Menschen in den Kommunen Steinburgs direkt betrafen. Die traditionellen Kranzniederlegungen am jeweiligen Denkmal zum Volkstrauertag stehen dabei stellvertretend für eine gelebte Erinnerungskultur.

Denn neben der unmittelbaren und persönlichen Erinnerung einer einzelnen Person existiert das sogenannte kollektive Gedächtnis, dessen Erfahrungen und Erinnerungen eine Gruppe von Menschen oder sogar eine Gesellschaft nachhaltig prägen können. Der Begriff Erinnerungskultur kann folglich als Oberbegriff für alle denkbaren Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse und Persönlichkeiten verstanden werden. So prägen viele Erinnerungsorte im materiellen (bspw. Baudenkmäler und archäologische Denkmäler) wie auch im bildlichen Sinne (bspw. besondere Ereignisse und Persönlichkeiten) bis heute das Leben im Kreis Steinburg.

Neben den über 70 Gedenksteinen und Ehrenmalen für die Opfer des Ersten Weltkrieges und die insgesamt 80 für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, wird in den einzelnen Städten und Gemeinden auch die Erinnerung bspw. an den Deutsch Französischen Krieg (1870/71) oder die Schleswig-Holsteinische Erhebung (1848 bis 1852) wach gehalten. Diese Denkmäler wurden zumeist aus finanziellen Mitteln der einzelnen Gemeinden gestiftet und größtenteils nach dem Ersten Weltkrieg errichtet.

Darüber hinaus gibt es im gesamten Kreisgebiet einige Bauten und Objekte, die aufgrund ihres besonderen künstlerischen und historischen Wertes als Kulturdenkmale durch den schleswig-holsteinischen Denkmalschutz gesichert werden. Hierzu gehören u.a. die backsteingeprägte Bautengruppe des ältesten Glückstädter Gewerbebetriebes der Druckerei Augustin, das aus dem 16. Jahrhundert stammende Adelspalais Prinzeßhof in Itzehoe oder das Alte Rathaus in Wilster mit seinem reichprofilierten Fachwerkobergeschoss. Gleichzeitig gibt es auch in ländlichen Gemeinden Bauwerke von besonderer Bedeutung für die Kulturlandschaft, bspw. zahlreiche historische Hofanlagen wie in Bahrenfleth, Breitenburg und Wewelsfleth. Auch Bauernhöfe vom Typ des Husmannshus, einer Form des niederdeutschen Fachhallenhauses, das in dieser Art nur im Gebiet der Wilstermarsch vorkommt, findet man heute bspw. noch in Bekmünde, Dammfleth und Nortorf.

Eine besondere Verantwortung kommt der Gesellschaft in Bezug auf die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus zu. Nicht nur in den großen Terrorstätten wie Bergen-Belsen, Buchenwald oder Dachau wurden Menschen vom NS-Regime systematisch beraubt, gedemütigt und ermordet. Auch in schleswig-holsteinischen Städten und auf dem Land übte das NS-Regime Ausgrenzung und Terror aus. Zahlreiche Gedenkstätten und Erinnerungsorte im Bundesgebiet halten das Gedenken an die Opfer dieser Zeit wach und fördern die historisch-politische Bildung im Land. Der einzige institutionalisierte Erinnerungsort zum Gedenken an die NS-Zeit im Kreis Steinburg existiert in Itzehoe. Die bronzezeitliche Grabanlage am Rande der Innenstadt wurde durch das NS-Regime als sog. Germanengrab zu Propagandazwecken instrumentalisiert. Seit dem Jahr 2020 fungiert die Stätte als GeSCHICHTENberg Itzehoe. Gräber der Bronzezeit – Galgenberg – NS-Propaganda und will sich in seiner Bildungsarbeit kritisch mit der Geschichte auseinandersetzen. 

Text:K.B.