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Archäologische Objekte: Flintrechteckbeile

Inventar-Nr.: 1987-736; 1988-496

Fundbezeichnung: dünnackiges Flintrechteckbeil, dicknackiges Flintrechteckbeil

Epoche: Frühneolithikum (Trichterbecherkultur)/Mittelneolithikum

Fundort: Ridders, Kr. Steinburg/Sarlhusen, Kr. Steinburg

Bei steinzeitlichen Funden ist es oft schwierig, ein genaues Alter festzulegen, schließlich können hier keine zeitgenössischen Texte für eine genauere Einordnung herangezogen werden. Naturwissenschaftliche Methoden können zwar für die Datierung von Knochen, Pflanzen- und Speiseresten angewandt werden, sind aber meist kostspielig oder es ist kein oder wenig datierbares Material vorhanden. Gibt es Möglichkeiten, ein Alter für Funde aus Stein oder Keramik zu bestimmen? Tatsächlich ist dies anhand von Stilformen möglich und vergleichbar mit heutigen Modetrends. Während beispielsweise Schlaghosen die meisten Personen an die 1960er und 1970er Jahre erinnern, werden Archäolog*innen unter anderem bei Beilen und Äxten aufmerksam.

In der Jungsteinzeit (ca. 4.100 bis 1.750 v. Chr.), dem Neolithikum, existierten verschiedene Beilformen in den verschiedenen Regionen Europas. Vor allem im Fall von Schleswig-Holstein und Südskandinavien lassen sich in der Trichterbecherkultur (ca. 4.100 bis 2.800 v. Chr.) verschiedene Beilformen nachweisen, die zeitlich dicht aufeinander folgen und so eine grobe Einordnung in eine Zeitstufe ermöglichen. Flint (Feuerstein) war dabei das bevorzugte Material der Wahl, nicht nur für Beile, sondern auch für diverse andere Werkzeuge.

Mit der Trichterbecherkultur wandelt sich die Bevölkerung Nordeuropas erstmals von Jägern, Fischern und Sammlern zu Ackerbauern. Geschliffene Beile aus Stein werden nun häufiger genutzt (zudem auch später bei Ausgrabungen gefunden) und Archäolog*innen konnten bei Versuchen feststellen, dass ein Baum mit einem Durchmesser von rund 30 cm in 10 bis 15 Minuten mithilfe eines Flintbeils gefällt werden kann (Abbildung). Ein Beil wird generell unterteilt in Schneide, Schmal- sowie Breitseiten und den Nacken, der am gegenüberliegenden Ende der Schneide liegt. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal in Bezug auf das Alter stellt der Nacken dar, generell ist erkennbar: je dicker der Nacken, desto jünger ist das Beil. Die Beile wurden zur Nutzung in einen Holzschaft gespannt.

Das erste Exemplar aus weißgrauem Feuerstein wurde in Ridders im Kreis Steinburg gefunden. In der Ansicht auf die Schmalseite von oben kann man klar den dünnen Nacken erkennen, das Beil gehört daher zu den älteren Exemplaren aus dem Beginn der Jungsteinzeit (Abbildung). Betrachtet man die Breitseiten vor allem im Bereich der Schneide, so lässt sich erkennen, dass dieses geschliffen wurde (Abbildung). Zum Schleifen wurden unter anderem grobkörniger Sandstein und Wasser verwendet.

Das zweite Exemplar aus Sarlhusen ist ebenfalls aus weißgrauem Feuerstein geschlagen worden. Bei der Betrachtung von oben ist ein Unterschied in der Dicke des Nackens erkennbar (Abbildung). Dies ermöglicht eine Einordnung in den späteren Verlauf des Jungsteinzeit, wo nun immer häufiger dicknackige Beile produziert wurden.

Text: J.D., A.K.K. & S. K.

Verwendete Literatur

Poul Otto Nielsen, Die Flintbeile der frühen Trichterbecherkultur in Dänemark, in: Acta Archaeologica, 48 (1977), S. 61–138.