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Infrastruktur Kreis Steinburg

Der Begriff „Infrastruktur“ beinhaltet weitaus mehr als nur das Verkehrswesen. Unterschieden in technische und soziale Infrastrukturen umfasst er auch z. B. Versorgungs-, Kommunikations- und Entsorgungsnetze, Institutionen im Bereich der Polizei und Feuerwehr sowie Bildungs-, Freizeit- und medizinische Einrichtungen. In ihrer Funktion dienen sie alle dem Erhalt und Nutzen des gesamtgesellschaftlichen Zusammenlebens und des effizienten Ablaufs von wirtschaftlichen Güterströmen. Sie sind ständigen Wandlungsprozessen unterworfen, um sich an technische Neuerungen anzupassen und gegenüber zeitgemäßen Herausforderungen bestehen zu können. Aktuell fordert zum Beispiel besonders der Klimawandel von den vorhandenen Infrastrukturen eine nachhaltige Neuausrichtung.

In vormodernen Zeiten nahmen vor allem die geografischen Gegebenheiten Einfluss auf die benötigte Infrastruktur der jeweiligen Region. Der Deichbau in den Elbmarschen seit dem 12. Jahrhundert ermöglichte z. B. den Siedlungsanbau, jedoch waren im Nachgang Entwässerungssysteme zur dauerhaften Nutzung der Landschaften notwendig. In späteren Jahrhunderten fielen wiederum Reparaturen an den Anlagen und Erhöhungen sowie Verbreiterungen der vorhandenen Deichstrukturen an. Die Infrastruktur des Kreises Steinburg war in Mittelalter und Früher Neuzeit zudem durch den überregionalen Handel und die Landwirtschaft geprägt. Im Zuge der Industrialisierung ergaben sich neue Herausforderungen, die vielerorts zu weitreichenden Innovationen im Bereich der technischen und sozialen Infrastruktur führten. Besonders der rasche Einwohnerzuwachs im Laufe des 19. Jahrhunderts machte Armut zu einem immensen gesellschaftlichen Problem, worauf eine Armenfürsorge und entsprechende Einrichtungen notwendig wurden. Auch das 1837 eröffnete Julienstift als erstes Itzehoer Krankenhaus kann als eine Reaktion auf diese Problematik angesehen werden. Dessen hohe Auslastung und der höhere Bedarf medizinischer Versorgung in den Folgejahren sowie der Zuzug von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg machten einen Neubau erforderlich, der zwischen 1972 bis 1976 in der Robert-Koch-Straße erfolgte. 

Im Kontrast dazu ermöglichte die erste ständige Dampfschiffverbindung zwischen Itzehoe und Hamburg ab 1840 regelmäßige Tourismusströme nach Steinburg. Obwohl Omnibus- und Bahnverbindungen bald die Flussfahrt verdrängten, konnte sich der neu erschlossene Wirtschaftszweig in der Folgezeit dauerhaft etablieren. Technische Neuerungen ermöglichten in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Städten. Die erneuerte Wasserversorgung in Itzehoe hatte beispielsweise positive Auswirkungen auf die Feuerwehr, da fortan das Löschwasser nicht mehr aus Teichen geschöpft werden musste. Beinahe zeitgleich erfolgte die Einrichtung von Straßenbeleuchtung durch Gaslampen im öffentlichen Bereich und die Errichtung von Telegraphenleitungen.

Dahingegen brachte der Zweite Weltkrieg vielerorts weitreichende Zerstörungen der vorhandenen Infrastruktur mit sich. Unversehrten Städten wie Itzehoe stellten sich demnach andere Herausforderungen als z. B. Kiel oder Hamburg. Obwohl intakt geblieben, mussten die vorhandenen Strukturen aufgrund ihres Alters erneuert und zudem an den stetigen Zustrom von Menschen in die Region angepasst werden. Neben den benötigten Wohnbauprojekten ebneten z. B. die Modernisierungen der Wasserversorgung, Vollkanalisationen, Telekommunikationsnetze, Instandhaltungen am Nord-Ostsee-Kanal und der Ausbau der Bundesautobahn 23 (A 23) den infrastrukturellen Weg des Kreises Steinburg in den Nachkriegsjahrzehnten.

Text: L.P.

Umkreis

Verwendete Literatur

Infrastruktur. Steinburger Jahrbuch 62 (2018).

Itzehoe. Geschichte einer Stadt in Schleswig-Holstein 2. Von 1814 bis zur Gegenwart, Itzehoe 1991.
Dieter Schott (Hrsg.), Stadt und Infrastruktur (Informationen zur modernen Stadtgeschichte 2015.1), Berlin 2015.