Marschbauerntum
Das ebene und landwirtschaftlich fruchtbare Gebiet der Marschen rund um Krempe und Wilster erstreckt sich von Büttel und Kudensee im Norden bis nach Kollmar und Neuendorf im Süden, also vom Nord-Ostsee-Kanal bis zur Krückau, wobei die Stör die zwei Steinburger Marschen voneinander trennt. Dieser besondere Landstrich ist verschiedentlich erforscht worden und brachte selbst namhafte Forscher hervor: So befasste sich Detlef Detlefsen, Direktor der Gelehrtenschule in Glückstadt, am Ende des 19. Jahrhunderts intensiv mit der Geschichte der holsteinischen Elbmarschen. Der renommierte Agrargeograph Thies Hinrich Engelbrecht, dessen Familie die Engelbrechtsche Wildnis erwarb und ihr den Namen verlieh, setzte sich vor allem mit der nationalen und ebenso der internationalen Landwirtschaft auseinander. Die Höfe der Krempermarsch wurden 1929 von dem Landwirt und Heimatforscher Johannes Gravert aus Krempdorf erfasst; Fortsetzungen und entsprechende Verzeichnisse für die Wilstermarsch folgten und werden auch zukünftig weitergeführt. Der Reichtum und damit verbunden der Stolz als wichtiger Teil der Marschbauern-Identität offenbart sich bei einem Blick auf die landwirtschaftlichen und häufig denkmalgeschützten Anwesen, bei denen grundsätzlich zwischen dem Huusmannshuus, einem langen Hallenhaus mit großer, mittig gelegener Diele und (zumeist) Fachwerk, sowie dem Barghuus, einem Gehöft mit großer Diele an der Seite und dem charakteristischen Berg als Heulagerstätte im Zentrum, zu unterscheiden ist. Beide Haustypen sehen traditionell ein stilvolles Reetdach und im Inneren einerseits die Stallungen für die Nutztiere und andererseits den Wohnteil mit mindestens einer guten, oft getäfelten, bisweilen sogar über Wandfliesen verfügenden, prachtvoll ausgestatteten und mittels des Bileggers beheizten Stube (Döns) vor. Ein Beispiel für ein Barghuus aus dem Kreis Steinburg befindet sich im Freilichtmuseum Molfsee: das Haus aus Arentsee.
Text: J.O.
Verwendete Literatur
Detlef Detlefsen, Geschichte der holsteinischen Elbmarschen, 2 Bde., Glückstadt 1891/92.
Johannes Gravert, Die Bauernhöfe zwischen Elbe, Stör und Krückau mit den Familien ihrer Besitzer in den letzten 3 Jahrhunderten, Glückstadt 1929.
Hubert Stierling, Die Wilstermarschstuben, in: Heimatbuch des Kreises Steinburg, Bd. 2, hg. von der Heimatbuch-Kommission, Glückstadt 1925, S. 205–224.