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Kunst und Kultur im Kreis Steinburg

Die Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Steinburg reicht weit in die Vergangenheit zurück. So stand im Mittelalter das Zisterzienserinnenkloster von Itzehoe (gegründet zunächst an der Störmündung in Ivenfleth in den 1230er Jahren, 1256 in die Stadt verlegt) mutmaßlich als vornehmliche Kunststätte im Steinburger Gebiet. Inwieweit es tatsächlich eine kulturelle Strahlkraft neben dem Schulunterricht auf Itzehoe und das Umland ausübte, ist jedoch nicht gesichert. Wohl durch einen Brand im Jahr 1657 ging die gesamte Kirchenausstattung verloren, und auch vom übrigen Klostereigentum sind nur wenige Kunstgegenstände wie die vergoldete Krümme eines Äbtissinnenstabes und eine reich verzierte Mantelschließe, beide aus dem 15. Jahrhundert, erhalten. Schriftlich belegt sind außerdem etliche Altäre und eine große Glocke. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster ab 1541 offiziell als evangelisches Damenstift behandelt, was es bis heute ist.

Die dem holsteinischen Uradel angehörende Ritterfamilie Rantzau ist verbunden mit dem Bau des Herrenhauses, welches als Schloss Breitenburg bekannt ist. 1530 noch als vierschiffiges Herrenhaus innerhalb einer wehrhaften Festungsanlage errichtet, betrieb Heinrich Rantzau, der Statthalter des dänischen Königs in dessen Anteilen der Herzogtümer Schleswig und Holstein, umfängliche Umbauarbeiten spätestens ab 1565. Die Festungsanlagen blieben, doch orientierte sich der Innenausbau stark an der antiken römischen Villa. Es wurden neue Flügel sowie ein großzügiger Treppenturm mit astronomischer Uhr errichtet. In den Kapellenneubau südlich des Haupthauses zog die berühmte Bibliothek des Statthalters. Heinrich Rantzaus Ausbauprogramm entsprach seinen durch den Humanismus genährten Antikenvorbildern sowie den entsprechenden Renaissancemoden der Zeit und führte außerdem zur Anlage eines vorgelagerten Gartens, der in vergleichbarer Form in den Herzogtümern nur vor Schloss Gottorf belegt ist. 1627 wurde die Anlage von Wallensteins Truppen verwüstet und geplündert. Nach früheren Wiederherstellungen erhielt das Schloss im 19. Jahrhundert eine neue Gestaltung im späthistoristischen Stil.

Auch über die Frühe Neuzeit hinweg hinterließen verschiedene Künstler und Schriftsteller ihre Spuren im Raum Steinburg. So zogen wandernde Theatertruppen durch den Norden und gastierten zum Beispiel in Itzehoe, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Stadttheater der Muse Thalia ein festes Haus errichtet wurde, bereits ab 1909 trat hier das Kino neben die Bühne.

Im 18. Jahrhundert trat in Itzehoe mit Johann Gottwerth Müller (1743-1828) einer der frühen deutschsprachigen hauptberuflichen Schriftsteller in Erscheinung. Als Romanciers suchten sie die Leserschaft zu unterhalten und bilden. Auch im 20. Jahrhundert gab der Kreis Steinburg namhaften Schriftstellern und Dichtern eine Heimat. Helmut Heißenbüttel (1921-1996), einen prominenten Vertreter der Kürzestprosa und Radiomacher, zog es nach Glückstadt, während sich Günter Kunert (1929-2019), ein lyrischer Mahner, nach seiner Ausweisung aus der DDR auf dem Land niederließ. Der überaus vielseitige Autor verschiedenster Erzählgattungen H. G. Francis (1936-2011), bekannt für die Perry-Rhodan-Reihe, stammte sogar aus Steinburg. Hanns Radau (1901-1960) hingegen gelang die Verbindung aus einem Dasein als Schriftsteller und Holzplastiker.

Die Genremalerei des 19. Jahrhunderts in den Elbmarschen vertrat Carl Wilhelm Bernhard Mohrhagen (1814-1877). Selbst einen so bedeutsamen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts wie Wenzel Hablik (1881-1934) zog die Peripherie außerhalb der Großstädte an, welcher mit der ebenfalls berühmten Handweberin Elisabeth Hablik-Lindemann (1879-1960) verheiratet war. Deren Zeitgenossin wiederum war die Buchillustratorin Elisabeth Kellermann (1892-1979), die lange Zeit in Itzehoe tätig war. Von dort stammt auch der Künstler Friedel Anderson (Jahrgang 1954), der bis heute seine Spuren in der realistischen Malerei hinterlässt.

Text: A.S.

Umkreis

Verwendete Literatur

Deert Lafrenz, Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, 2. korr. Aufl., Petersberg 2015.

Dieter Lohmeier, Heinrich Rantzau. Humanismus und Renaissance in Schleswig-Holstein, (Kleine Schleswig-Holstein-Bücher, 50), Heide 2000.

Ortwin Pelc, Itzehoe. Zisterzienserinnen, in: Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg. Klöster, Stifte und Konvente von den Anfängen bis zur Reformation, Bd. 1, hg. von Oliver Auge und Katja Hillebrand, Regensburg 2019, S. 581–599.