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Günter Kunert

Als Kind einer jüdischen Mutter und eines katholisch aufgewachsenen Vaters wurde Günter Kunert am 06.03.1929 in Berlin geboren. Sein Bildungsweg wurde von den Nationalsozialisten gehemmt, doch konnte er ab 1946 ein Grafikstudium an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee beginnen. Seine schriftstellerische Tätigkeit nahm Kunert 1947 auf. 1950 debütierte er mit seinem Gedichtband Wegschilder und Mauerinschriften. In seiner frühen Schaffensphase war sein Werk noch dem sozialistischen Aufbruch verschrieben, was sich ab Mitte der 1960er ändern sollte.

Durch seine verstärkt kritische Haltung gegenüber der starren staatlichen Ideologie seines Heimatlandes, der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), geriet der auch im Westen vermehrt wahrgenommene Dichter in dieser Zeit unter Beobachtung. In den 1970er Jahren durfte Kunert bereits zu Aufenthalten in den USA und Großbritannien ausreisen. Seine oppositionelle Haltung gegenüber restriktiven Maßnahmen brachte ihn jedoch spätestens bei der Unterzeichnung der Biermann-Petition 1976 in der DDR so weit in Verruf, dass er 1979 in die Bundesrepublik ausreisen durfte. Dort zog er mit seiner Frau Marianne zunächst nach Itzehoe und schließlich nach Kaisborstel, wo er im Alter von 90 Jahren am 21.09.2019 verstarb.

Günter Kunert wurde oft als Dichter zweier deutscher Staaten bezeichnet, wobei er sich selbst nur als deutscher Dichter betrachtete. Er konnte jedoch auch, was sich in seinen pessimistisch-satirischen Schriften zeigte, als Heimatloser gelten. Sein lebenslanger kritischer Ton zieht sich durch ein vielfältiges Werk aus unter anderem Erzählungen, Reiseberichten, Essays, zwei Romanen und Hör- und Fernsehspielen, vor allem aber Gedichten, die er als sein Hauptbetätigungsfeld verstand. Neben der literarischen Produktion war er zudem als Zeichner und Grafiker tätig.

Text: A.S.

Umkreis

Verwendete Literatur

Dagmar Hinze, Günter Kunert: Sinnstiftung durch Literatur. Literaturtheorie und dichterische Praxis, (Beiträge zur neuen Epochenforschung/13), Frankfurt am Main u. a. 1996.

Elke Kasper, Zwischen Utopie und Apokalypse. Das lyrische Werk Günter Kunerts von 1950 bis 1987, Tübingen 1995.

Manfred E. Keune, Günter Kunert – Konturen seines literarischen Werkes, in: Kunert-Werkstatt. Materialien und Studien zu Günter Kunerts literarischem Werk, hg. von Manfred Durzak und Manfred E. Keune, Bielefeld 1995, S. 29–50.