29.06.-24.08.2025: Gisela Bührmann - Lebenswerk 1925-2011
Zum 100. Geburtstag von Gisela Bührmann (1925–2011) widmet das Kreismuseum Prinzeßhof der Hamburger Künstlerin eine umfassende Ausstellung. Gezeigt werden Gemälde, Zeichnungen und druckgrafische Arbeiten aus mehr als sechs Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens. Viele der präsentierten Werke stammen aus dem umfangreichen Nachlass, der heute in Itzehoe betreut wird, und sind bisher nur selten öffentlich ausgestellt worden. Die Ausstellung würdigt damit nicht nur das beeindruckende Lebenswerk einer außergewöhnlichen Künstlerin, sondern macht auch eine Wiederentdeckung möglich.
Im Zentrum der Ausstellung steht Gisela Bührmanns konsequente Hinwendung zur gegenständlichen Kunst. Während sich große Teile der Kunstwelt ab den 1960er-Jahren zunehmend der Abstraktion zuwandten, entwickelte Bührmann in bewusster Gegenposition eine reduzierte und klare Bildsprache, die durch leise Töne, formale Strenge und tiefe emotionale Resonanz besticht. Besonders in ihren Stillleben gelingt es ihr, mit einfachsten Mitteln komplexe Stimmungen und existenzielle Themen zu transportieren. Verworfene Dinge, Knochen, Muscheln, Brotlaibe oder aufgehobene Gebrauchsgegenstände werden bei ihr zu Symbolen von Zeit, Vergänglichkeit und Verwandlung – und sprechen doch eine Sprache von großer innerer Schönheit.
Neben den Stillleben nimmt auch das Selbstbildnis in Gisela Bührmanns Werk einen zentralen Platz ein. In immer neuen Annäherungen erforschte sie ihre eigene Rolle als Frau, Künstlerin und Zeitzeugin. Ihre Selbstporträts, oft zurückhaltend, manchmal streng, zeugen von kritischer Selbsterforschung, aber auch von einer tiefen Reflexion über das Verhältnis von Körper und Identität. Ohne jemals laut zu sein, entwirft Bührmann ein starkes Bild weiblicher Autonomie, das durch intellektuelle Tiefe und künstlerische Konsequenz geprägt ist.
Gisela Bührmann studierte nach dem Zweiten Weltkrieg an der Landeskunstschule Hamburg und war später über zwei Jahrzehnte als Dozentin in der künstlerischen Ausbildung tätig. Zu ihrem Freundeskreis zählten u. a. der Zeichner Horst Janssen und der Grafiker Paul Wunderlich. Trotz Ausstellungen in bedeutenden Museen wie der Hamburger Kunsthalle oder der Kunsthalle Bremen blieb Bührmann zeitlebens eine stille Außenseiterin, die sich nicht dem Zeitgeist, sondern der künstlerischen Wahrheit verpflichtet fühlte.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Museumshop erhältlich ist. Er wurde ermöglicht durch die Kunststiftung Nikolaus und Christa Schües, die Stiftung Carolina d’Amico und die Kunststiftung Spielmann-Hoppe.