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Die Christianisierung im Kreis Steinburg

Die ersten Versuche der Christianisierung erfolgten auf dem heutigen Gebiet des Kreises Steinburg um 810. Zu dieser Zeit siedelten hier Menschen vom Stamm der Sachsen, die nicht christlichen Glaubens waren. Der Frankenkönig Karl der Große (747 oder 748 bis 814) drang mit seinen Streitkräften über die Elbe, um sowohl den christlichen Glauben einzuführen als auch Gebietsansprüche zu erheben. Die neue Grenze wurde zwischen Dänemark und dem Frankenreich an der Eider festgelegt. Im Gebiet zwischen Elbe und Eider wurde eine kirchliche Organisation aufgebaut. 800 Meter südwestlich der fränkischen Burg Esesfeld entstand der Kirchplatz Heiligenstedten mit einem hölzernen Kirchenbau. Zusammen mit den Kirchen in Meldorf und Hamburg bildete er das erste christliche Zentrum nördlich der Elbe. Unter Ludwig dem Frommen (778 bis 840) und seinem Berater Erzbischof Ebo von Reims (wohl 778 bis 851) wurde ca. fünf Kilometer südöstlich von Esesfeld um 822 die sogenannte cella Welanao im heutigen Münsterdorf gegründet, ein Benediktinerkloster, in dem wahrscheinlich der priesterliche Nachwuchs für die Mission in Skandinavien ausgebildet wurde. Einige Jahre später wurde eine Tagesreise nördlich, in Schenefeld, eine weitere Kirche erbaut. Überfälle von Dänen aus dem Norden und Slawen aus den östlichen Gebieten sowie das Fortleben des heidnischen Kults innerhalb der sächsischen Bevölkerung ließen ein Anwachsen der christlichen Gemeinden kaum zu. Der Slawenaufstand 983 und die Zerstörung des Hamburger Bischofssitzes ließen die Mission erliegen.

Erst 1070 erscheint Heiligenstedten wieder in der schriftlichen Überlieferung. Demnach plante Erzbischof Adalbert von Bremen (um 1000 bis 1072) hier die Einrichtung eines Bischofssitzes. Doch erst 1127 begann eine dauerhafte Etablierung des Christentums im heutigen Steinburg. In diesem Jahr erhielt der am Bremer Domstift tätige Priester Vizelin (um 1090-1154) von Erzbischof Adalbero (unbekannt bis 1148) den Auftrag, im Slawenland, dem heutigen Ostholstein, zu missionieren. Hierbei kam er auch in den westlich benachbarten Raum der Holsten. Der Chronist Vizelins, Helmold von Bosau (um 1120 bis nach 1177), schrieb, dass die Menschen hier kaum noch den christlichen Glauben praktizierten. Erst unter Vizelin begann wieder ein geordneter Aufbau der Pfarrorganisation.

In Steinburg wurden Kirchen in Kellinghusen, Itzehoe sowie Ichhorst, dem späteren Breitenberg, gegründet. Bereits zu diesem Zeitpunkt existierte in Asfleth direkt an der Elbe um 1100 ein Kirchenort, der Mitte des 15. Jahrhunderts nach mehrfachen Überflutungen nach Kollmar verlegt wurde. 1163 entstand in Wilster ein wichtiges christliches Zentrum. Von hier aus begann unter Graf Adolf IV. von Schauenburg (1256 bis 1315) die systematische Erschließung der Elbmarschengebiete. Für die aus dem heutigen Gebiet Hollands kommenden Marschensiedler wurden Kirchen in Beidenfleth, Wewelsfleth und Brokdorf erbaut. Die weiter fortschreitende Eindeichung und Verbesserung der Entwässerung führte zur Urbarmachung der Marschengebiete und so wurden in der Zeit zwischen 1230 und 1270 in der Kremper Marsch in Krempe, Neuenkirchen und Borsfleth weitere Kirchen errichtet. Um 1300 folgte die Kirche in Süderau. Die ehemaligen Orte Bole und Nygenstad gingen immer wieder in den Elbfluten unter und so wurde um 1470 der Ort Herzhorn mit einer Kirche für die Bewohner gegründet. In Neuendorf war ein Neubau anstelle der immer wieder von Fluten betroffenen Kirche in Langenbrook gebaut worden. 1342 folgte als eine der letzten Kirchengründungen im Marschengebiet der Bau im mittelalterlichen Elredevlet. Auch dieses Dorf und seine Kirche wurden 1500 aufgrund des immer wiederkehrenden Elbehochwassers an den Platz des heutigen St. Margarethen verlegt. Auf der Geest führten Rodungen und die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu einer Bevölkerungszunahme. Für die wachsenden Gemeinden wurden neue Kirchspiele gegründet, so um 1230 in Stellau bei Wrist und bereits um 1200 in Hohenaspe. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts folgten die Kirchspiele in Krummendiek, Hohenfelde und Horst. Mit den letzten Gründungen Mitte des 14. Jahrhunderts endete der mittelalterliche Ausbau der Pfarrorganisation.

Text: K.H.

Umkreis

Verwendete Literatur

Erich Hoffmann, Schleswig und Holstein zur Zeit des Beginns der christlichen Mission, in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Bd. 1: Anfänge und Ausbau, Teil 1 (Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Reihe 1/26), Neumünster 1986, S. 15–61

Karl-Heinz Gaasch, Die mittelalterliche Pfarrorganisation in Schleswig-Holstein , in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Bd. 2: Anfänge und Ausbau, Teil 2 (Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Reihe 1/27), Neumünster 1978, S. 43– 69.