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St. Gertrudenstift

Das St. Gertrudenstift, auch Lübsches Gasthaus genannt, wurde vor 1475 gegründet und lag bis 1841 in der Breiten Straße in Itzehoe. Das Stift diente bis zur Reformation der Unterbringung von bedürftigen Pilgern, die auf ihrem Weg von Norden in die Pilgerzentren wie Aachen, Wilsnack, Santiago de Compostela oder Rom hier übernachteten. Der Schleswiger Bischof Helrich von der Wisch gewährte all jenen, die dem Stift Lebensmittel, Betten oder andere Gaben schenkten, einen Ablass und damit eine Vergebung aller Sünden für 40 Tage. Das Patrozinium, so der Name der Stiftung, war der Heiligen Gertrud, der Schutzheiligen der Wanderer, geweiht. Unterhalten wurde das Stift durch Bettelaufrufe, da ein Stiftungsvermögen, aus deren Erträge die Einrichtung hätte leben können, fehlte. Dem Stift stand in finanziellen Fragen ein Spitalmeister vor, der im Auftrag des Rats auch die gesamte Verwaltung leitete. Er wird teilweise persönlich die Bettelfahrten unternommen haben. Für das Jahr 1479 ist ein Bruder Clawes als Vorsteher überliefert, der mit ausdrücklichem Wohlwollen des Bischofs von Lübeck Albert Krummendiek diese Fahrten unternahm. 

Nach der Reformation wandelte sich das Pilgerstift zu einem Armenhaus. Bürger der Stadt Itzehoe vermachten dem Armenhaus Kapital, aus dessen Zinserträgen die Aufnahme von Bedürftigen und deren Unterhalt finanziert wurden. Das Gertrudenstift übernahm damit die Funktion des ehemaligen Armenhauses an der St. Jürgen-Kapelle, das zu einem Altenheim umgebaut wurde. Eine stetige Vermehrung des Stiftungskapitals im 17. Jahrhundert ermöglichte es der Stadt, im Gertrudenstift 26 Arme unterzubringen und diese zu versorgen.

Text: K.H.

Umkreis

Verwendete Literatur

Ernst-Adolf Meinert, Die Hospitäler im Mittelalter. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Stadtgeschichte (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins/107), Neumünster 1997, hier S. 100–101.