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Dänische Verwaltung

Als im Jahr 2020 an die Grenzabstimmungen von 1920 erinnert und das erste Deutsch-Dänische Kulturelle Freundschaftsjahr gefeiert wurde, dachten bei allem Blick auf die viel länger zurückreichenden historischen Verbindungen Deutschlands und Dänemark wohl die Wenigsten an den Kreis Steinburg. Dabei kann Steinburg als „dänischster Teil“ Holsteins bezeichnet werden: König Christian IV. gründete im Jahr 1617 mit Glückstadt einen modernen Handelshafen samt Festung an der Elbmündung, die fortan als Hauptresidenz seiner Anteile des Herzogtums diente und selbstbewusst als Konkurrenz zu Hamburg gedacht war. Eine Grönlandgesellschaft nutzte den Hafen ab 1671 zur Ausfahrt und erst 1863 wurden in Glückstadt die Wal- und Robbenjagdfahrten eingestellt.
Obgleich die eigentliche Blütezeit mit dem Tod Christians IV. 1648 endete, blieb Glückstadt von strategischer Bedeutung für den dänischen Gesamtstaat: 1649 wurde die erst ein Jahr zuvor in Flensburg gegründete Regierungs- und Justizkanzlei für den königlichen Anteil der Herzogtümer hierher verlegt, was die Verbindung nach Kopenhagen und dem Heiligen Römischen Reich stärkte. Die Anwesenheit des Leibregimentes für die Königin zu Fuß von 1679–1842 betonte die militärische Bedeutung Glückstadts. Eine Bronzebüste, die Christian IV. – für die damalige Königsdarstellung untypisch – als römischen Imperator zeigt, steht seit 1650 am Marktplatz.
Die 1844 in Betrieb genommene Kiel-Altonaer Eisenbahn, die erste Eisenbahn der Herzogtümer und des Gesamtstaates, stärkte die holsteinischen Städte gegenüber den Hansestädten Lübeck und Hamburg. Sie wurde neben Geldmitteln aus Kopenhagen von den Städten Altona und Kiel sowie durch Privatgelder finanziert. Die Bahn machte Halt in Pinneberg, Tornesch, Elmshorn – von wo ab 1845 eine Verbindung nach Glückstadt führte –, Wrist und Neumünster. 1857 wurde über Krempe die Verbindung zwischen Itzehoe und Glückstadt ermöglicht. Wilster und Kellinghusen erhielten ihre Bahnhöfe erst in preußischer Zeit (1878 und 1889).
In Itzehoe tagte von 1835-1846 und wieder von 1853-1863 die Holsteinische Ständeversammlung. In der Ständeversammlung waren Vertreter des Adels wie der Ritterschaft und Großgrundbesitzer, der Klerus, wohlhabende Bauern, Vertreter der Städte, also Bürger, und Professoren der Kieler Universität vertreten und sollten beratend bei Gesetzgebungsverfahren fungieren. Obgleich die für Schleswig und Holstein getrennten Ständeversammlungen diese gegenüber der Kopenhagener Regierung de facto schwächten, zumal sie keine eigenen Gesetzesvorlagen einbringen durften, zeugt das Organ von einem hohen Demokratisierungsgrad der Herzogtümer und betont deren Eigenständigkeit innerhalb des Gesamtstaates. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und der Gasteiner Konvention 1865 ließ Otto von Bismarck die Ständeversammlungen am 10. Juni 1866 auflösen.
Wer heute eine lokale Zeitreise in den dänischen Gesamtstaat unternehmen möchte, sollte zunächst das Museum Kellinghusen besuchen, das die Bedeutung des Ortes als protoindustrielles Zentrum mit sechs Fayencemanufakturen zwischen 1765 und 1860 und internationalem Porzellanhandel aufzeigt. Nicht weit entfernt beeindruckt die stattliche Sammlung von Erstabgüssen des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770-1844) im Schloss Breitenburg. Das Schloss konnte zwar trotz grundlegender Instandsetzung im 19. Jahrhundert nicht mehr an seine Bedeutung zu Zeiten von Johann (1492-1565) und Heinrich (1526-1598) Rantzau anknüpfen, es ist aber bis heute im Familienbesitz und nach wie vor wichtiger Bestandteil der regionalhistorischen Verbindungen mit Dänemark.

Text: C.W.

Umkreis

Verwendete Literatur

Schleswig-Holstein Lexikon. Hrsg. von Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc, Neumünster 2000.
Steen Bo Frandsen: Holsten i Helstaten. Hertugdømmet inden for og uden for det danske monarki i første halvdel af 1800-tallet, Kopenhagen 2008.
Deert Lafrenz: Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, Petersberg 2015.