Kellinghusener Fayencen
Die Fayencetechnik hat ihre Ursprünge im 9. Jahrhundert n. Chr. in Mesopotamien und entstand, um das kostbare Porzellan nachzuahmen. Über verschiedene Handelswege in Ägypten und Spanien gelangte das Handwerk zunächst nach Italien. Hierher entstammt auch die Bezeichnung Fayence, die sich von der italienischen Stadt Faenza herleiten lässt. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Fayencemanufakturen in Schleswig-Holstein. Die Technik der Fayenceherstellung ist durch den Fayencemaler und -modellierer Sebastian Heinrich Kirch (geb. 1711/gest. 1768) 1763 nach Kellinghusen gekommen. Der kleine Ort verfügte über gute Voraussetzungen für die Produktion von Keramik: Mit einem hohen Aufkommen an hochqualitativem Ton und dichten Eichenbeständen als Rohstoff für das Brennmaterial wurde Kellinghusen zu einem attraktiven Standort. Zudem lag der Ort direkt an der Stör. Am 13. 07.1764 wurde die erste Kellinghusener Manufaktur gegründet und im darauffolgenden Jahr das Privileg durch den dänischen König erteilt, der die Schmuck- und Gebrauchsgegenstände aus den Kellinghusener Fayencefabriken sehr schätzte. Zwischen 1764 und 1860 waren sechs Fayence-Manufakturen in Kellinghusen angesiedelt. Das Keramikhandwerk prägte damit diesen Ort wie kein anderes. Berühmt wurden Kellinghusens Fayencen insbesondere durch die Teller, deren floralgeschmückter Rand zumeist mit einem leuchtenden Gelb unterlegt ist. Bereits nach wenigen Jahrzehnten mussten die meisten schleswig-holsteinischen Fayencemanufakturen schließen. Als Ende des 18. Jahrhunderts das Porzellan billiger wurde und das preiswertere englische Steingut auf den Markt kam, war das Ende der Fayence-Manufakturen eingeläutet. Einzig die Manufakturen in Kellinghusen konnten sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Sie konnten länger produzieren, da sie ihren Ton und die Feuerung aus Torfgrabungen direkt vor Ort bezogen. Noch bis 1860 stellten das Kellinghusener Gewerbe für die heimischen wohlhabenden Bauern Geschirr und Fliesen her. Auf Dauer jedoch konnten die handwerklich produzierten Fayencegeschirre nicht dem Konkurrenzdruck des industriell hergestellten englischen Steinguts standhalten. Von 1960 bis zur Mitte der 1990er Jahre machte sich die Werkstatt Kellinghusener Fayencen und Keramik von der Trenck zur Aufgabe, die berühmte Kellinghusener Fayencenherstellung wiederzubeleben. Wilhelm Freiherr von der Trenck und seine Ehefrau Ingeburg stellten in alter Tradition wieder die Werkstücke her, die einst mit dem leuchtend gelben Rand weltberühmt wurden.
Text: S.P.
Verwendete Literatur
Hans Georg Bluhm, 250 Jahre Kellinghusener Fayencen 1764– 2014, in: Steinburger Jahrbuch 2015, S. 293–302.
Hans-Georg Bluhm, Geschichte der Fayencen und Keramikproduktion in Kellinghusen, hg. von der Stadt Kellinghusen, 2020.
Kellinghusen feiert Fayence-Tradition https://www.shz.de/7237871
Keramik Centrum Kellinghusen
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