Zwischen Fehrs und Fayencen – die Stadt Kellinghusen
Die heute für ihre kunstvollen Fayencen bekannte Stadt wurde 1148 erstmals erwähnt; möglicherweise geht sie aber schon auf die Zeit Karls des Großen zurück. Die damals sehr bedeutende St.-Cyriacus-Kirche, eine der ältesten Kirchen Schleswig-Holsteins, entstammt ebenfalls dem 12. Jahrhundert.
Zunächst war Kellinghusen ein wichtiger Stützpunkt der Holsten. Doch nach ihrem Sieg über die Slawen und dem Aufstieg der Schauenburger als Landesherren wurde es von Itzehoe und Rendsburg als regionales Zentrum verdrängt. Auch die St.-Cyriacus-Kirche büßte an Bedeutung ein. Die Bevölkerung lebte v.a. von Handel und Handwerk, landwirtschaftliche Nutzflächen gab es kaum. Hervorzuheben ist die Herstellung von Fayencen, einem Porzellanersatz, die von 1764 bis 1860 mit sechs aktiven Manufakturen ihren Höhepunkt fand. Viele Exemplare befinden sich heute im Museum Kellinghusen.
Insgesamt ging es beschaulich zu: Die Ernennung zur Stadt erfolgte 1877 und das Rathaus wurde erst 1907 fertiggestellt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lässt sich erstmals ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung verzeichnen: Die Hafenanlage wurde 1862 in Betrieb genommen und 1889 kam der Anschluss ans Eisenbahnnetz, der jedoch 1975 wieder gekappt wurde.
Große Bekanntheit erlangte der Heimatdichter Johann Hinrich Fehrs (1838-1916), der in einer Gemeinde des Amtes Kellinghusen geboren wurde und dessen Nachlass sich im Kreismuseum in Itzehoe befindet.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Stadt unter der Inflation und den Spannungen zwischen Rechts und Links zu leiden. Beide Seiten hatten in Kellinghusen eine breite und schlagkräftige Anhängerschaft. Schließlich setzte sich die NSDAP durch.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs kamen die Briten und große Züge von Vertriebenen in die Stadt, die dadurch um mehrere tausend Einwohner wuchs und sich im Lauf der nächsten Jahrzehnte zu einer modernen Kleinstadt entwickelte, die zukünftig wieder ans Schienennetz angeschlossen werden soll.
Text: C.B.
Verwendete Literatur
Stadt Kellinghusen (Hg.), 850 Jahre Kellinghusen an der Stör. Kirchdorf-Flecken-Stadt, Köthen 1998.