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Der Aufstieg der NSDAP und des Nationalsozialismus im Kreis Steinburg

Bereits bei der Partei­gründung der schleswig-holsteinischen NSDAP im März 1925 in Neumünster gehörte der Kreis Steinburg zu den am stärksten repräsentierten Regionen: Von insgesamt 27 Gründungsmitgliedern stammten fünf aus dem Kreisgebiet.

Dabei konnte sich die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) großen Zuspruchs besonders in der schleswig-holsteinischen Landbevölkerung erfreuen. Verantwortlich hierfür war zum einen die desaströse finanzielle Lage, in der sich viele Bauern zum Ende der 1920er Jahre befanden und die die Landbevölkerung gegen die herrschenden wirtschaftspolitischen Missstände sowie das System der Weima­rer Republik im Generellen aufbrachte. Die zunächst friedlichen Versammlungen und Proteste der sogenannten Landvolkbewegung radikalisierten sich bald: Die Vorgänge um das sogenannte „Beidenflether Ochsenfeuer“ sind hierfür exemplarisch.

Eine geplante Zwangspfändung mehrerer Ochsen zweier Bauern der Gemeinde wurde am 19.11.1928 durch heftige Proteste von knapp 200 Anhängern der Landvolkbewegung begleitet. Das Prozessgeschehen um das „Beidenflether Ochsenfeuer“ führte zu einer weiteren politischen Radikalisierung eines Teiles der Bewegung im Kreisgebiet, sodass die schleswig-holsteinische NSDAP an die antikapitalistischen und antidemokratischen Gedanken, die in Teilen der Landvolkbewegung herrschten, anknüpfen konnte.

Zum anderen stellte der spätere Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein und gebürtige Steinburger Hinrich Lohse die Bauern in den Mittelpunkt seiner Politik. Statt die Anhängerschaft unter den Arbeiter*innen und in den Städten auszubauen, richtete er das Programm der schleswig-holsteinischen NSDAP auf die Bedürfnisse der Landwirte aus.

Die Tatsache, dass die Ortsgruppe im Lockstedter Lager bereits 1929 zur personenstärksten im Kreisgebiet angewachsen war, legt nahe, dass die NSDAP mit dieser Strategie Erfolg hatte. In dieser Landgemeinde waren besonders viele Landwirte ansässig, die ihre Existenzgrundlage gefährdet sahen. Die junge NSDAP erfuhr daher starken Zulauf aus der frustrierten Bauernschaft sowie der radikalisierten Landvolkbewegung.

Bei der Reichstagswahl im Mai 1928 konnte die NSDAP bereits über 10 Prozent der Stimmen im Kreis Steinburg auf sich vereinen, während ihr Gesamtergebnis für Schleswig-Holstein lediglich bei 4,1 Prozent lag.

Im Jahr 1930 gab es dann schon 34 Ortgruppen der Partei im Kreisgebiet mit mindestens 2.000 Mitgliedern, so bspw. in den Städten Itzehoe (1930: 280 Mitglieder), Kellinghusen (1930: 150 Mitglieder) und Krempe (1930: 90 Mitglieder) sowie in den Dörfern Mühlenbarbek (1929: 35 bis 40 Mitglieder), Wewelsfleth (1930: 80 Mitglieder) und Hennstedt (1930: 90 bis 100 Mitglieder).

Sowohl bei den preußischen Landtagswahlen im April 1932 als auch bei den Reichstagswahlen im Juli und November desselben Jahres gelang es der NSDAP, stärkste Partei in der Provinz Schleswig-Holstein zu werden. Auch die Steinburger Gemeinden hatten sich mehrheitlich für die NSDAP ausgesprochen; in den Gemeinden Hadenfeld und Kaisborstel entfielen bei der Reichstagswahl im Juli 1932 sogar 100 Prozent der Stimmen auf die NSDAP.

Text: K.B.

Umkreis

Verwendete Literatur:

Steinburger Jahrbuch 40 (1995).

Reimer Möller, Eine Küstenregion im politisch-sozialen Umbruch (1860–1933). Die Folgen der Industrialisierung im Landkreis Steinburg (Elbe), Hamburg 2007.