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NS-Akteure aus dem Kreis Steinburg

Hinrich Lohse

Hinrich Lohse bekleidete von 1933 bis 1945 als Oberpräsident der Provinz das damals höchste Amt in Schleswig-Holstein. Als Leiter der Zivilverwaltung im sogenannten Reichskommissariat Ostland (Juli 1941 bis Dezember 1944) war er darüber hinaus einer der Hauptverantwortlichen für den im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten begangenen Völkermord an der jüdischen Bevölkerung.

Lohse wurde am 2. September 1896 in Mühlenbarbek als Sohn einer kleinbäuerlichen Familie geboren. Er trat 1923 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Der gelernte Kaufmann wurde nach der Gründung der schleswig-holsteinischen NSDAP am 1. März 1925 in Neumünster Leiter der Gau Schleswig-Holstein, der regionalen Organisationseinheit der NSDAP. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fungierte Lohse als Gauleiter.

Als gebürtigem Steinburger gelang es Lohse, zahlreiche national orientierte bäuerliche Verbände aus Norddeutschland in die NSDAP zu überführen und nach und nach Wähler*innen in den Land­gemeinden an sich und die Partei zu binden. Er nutzte die auf dem Lande verbreiteten antisemitischen und antidemokratischen Res­sentiments, um neue Anhänger für die NSDAP zu gewinnen. So bildeten sich bspw. in der Steinburger Geest frühzeitig Kerngebiete der Organisation heraus, in denen es der NSDAP gelang, sich von einer Splitterpartei zu einer breiteren Protestpartei zu ent­wickeln. In der agrarisch strukturierten Provinz Schleswig-Holstein konnte die NSDAP unter Lohse frühe Wahlerfolge verbuchen.

Bereits im Jahr 1933 wurde Lohse zum Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt und übernahm 1941 schließlich die Zivilverwaltung im sogenannten Reichskommissariat Ostland. Dies umfasste die durch deutsche Truppen annektieren Staaten des Baltikums und Teile Weißrusslands. Als Chef der Zivilverwaltung forcierte Lohse die wirtschaftliche Ausbeutung dieser Gebiete für die deutsche Kriegführung. Er besetzte viele Stellen vor Ort mit ihm bekannten und dem NS-Regime loyal eingestellten Schleswig-Holsteinern, so bspw. mit dem späteren Steinburger Landrat Peter Matthiessen.

Bei Kriegsende wurde Lohse vom britischen Militär festgenommen und u.a. als Mitwisser an der Massenvernichtung in einem deutschen Spruchkammerverfahren 1948 zu zehn Jahren Haft verurteilt. Auch sein Vermögen wurde ihm entzogen. 1951 wurde er aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus der Haft entlassen. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde Lohse vom Kieler Entnazifizierungsausschuss lediglich als Minderbelasteter eingestuft. Noch im gleichen Jahr strengte er eine Klage gegen die schleswig-holsteinische Landesregierung um seine Pensionsansprüche als ehemaliger Oberpräsident an. Diese wurde schließlich abgelehnt. Am 25. Februar 1964 verstarb Lohse in seinem Geburtsort Mühlenbarbek.

Text:K.B.

Umkreis

Verwendete Literatur

Reinhard Pohl, Reichskommissariat Ostland: Schleswig-Holsteins Kolonie, in: "Schleswig-Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht", Kiel 1998, S. 10–12

Frank Lubowitz, Hinrich Lohse, in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 139–140, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117197203.html#ndbcontent.