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Lockstedter Lager

Die heutige Gemeinde Hohenlockstedt war viele Jahrhunderte lang nicht viel mehr als Ödland und karge Heidelandschaft. Gerade dieser Umstand führte immer wieder zu großem Interesse an dem Gebiet seitens des Militärs, das 1865 ein Zeltlager bei dem Dorf Lockstedt errichtete und das Gelände zum Truppenübungsplatz des IX. Armeekorps mit einer Fläche von 4.500 Hektar ausbaute. Nach und nach entstanden das eigentliche Lockstedter Lager (Lola) als kleiner Teil des Gesamtareals, der Bahnhof am Gleis zwischen Wrist und Itzehoe, der Wasserturm, die massiven Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte sowie das Soldatenheim. Neben unzähligen deutschen Soldaten erhielten während des Ersten Weltkrieges auch junge Freiwillige aus Finnland hier eine militärische Ausbildung, um nach ihrem Einsatz im Königlich Preußischen Jägerbataillon Nr. 27 als finnische Jäger für den (erfolgreichen) Krieg gegen Russland gerüstet zu sein. Das Lockstedter Lager gilt daher als Wiege der finnischen Unabhängigkeit; jährlich findet Ende Februar in Hohenlockstedt der Finnentag als gemeinsame deutsch-finnische Gedenkveranstaltung statt. Der Truppenübungsplatz wurde indes ab 1920 größtenteils entmilitarisiert und zunächst vor allem mit ehemaligen Freikorpsangehörigen landwirtschaftlich besiedelt, sodass auf den sandigen Böden etwa ein großflächiges Kartoffelanbaugebiet entstehen konnte. Die agrarisch genutzten Außenbezirke wurden mit dem um zivile Bauten erweiterten Lager 1927 zur Landgemeinde Lockstedter Lager vereint. Im Nationalsozialismus entstanden wiederum ein Heeresflugplatz, eine Munitionsanstalt (Muna) und eine Sportschule der Sturmabteilung (SA), ehe sich die bis dato maßgeblich vom Militär geformte Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg darüber hinaus zu einem wichtigen Industriestandort entwickelte und 1956 schließlich in Hohenlockstedt (Holo) umbenannt wurde.

Text: J.O.

Umkreis

Verwendete Literatur

Rolf-Peter Carl, Das Lockstedter Lager. Ein Stück finnischer Geschichte auf deutschem Boden, in: Schleswig-Holstein. Die Kulturzeitschrift für den Norden (2017), H. 2, S. 54–59.
Hans Adolf Glismann, Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Lockstedter Lager und seine Entwicklung zum Industrieort Hohenlockstedt, Itzehoe 1962.
Erwin Papke (Hg.), Pickelhauben und Kartoffeln. Aus der Geschichte Hohenlockstedts, Itzehoe 1982.