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Kaiser Wilhelm I. in Steinburg

Ein gesellschaftlicher Höhepunkt für alle Steinburger*innen war das Kaisermanöver vom 11. bis 16. September 1881. Mit einem dröhnenden Hurra, so beschrieb es der Spezialberichterstatter für das Ereignis, Dr. Wilhelm Beumer, empfingen die jubelnden Einwohner*innen des Kreises Steinburg den Kaiser am Itzehoer Bahnhof. Im 300 Personen starken Gefolge befanden sich unter anderem die kaiserlichen und königlichen Hoheiten der Kronprinzen, die Kronprinzessin sowie die königlichen Hoheiten, die Prinzen Wilhelm und Heinrich. Durch den Breitenburger Weg fuhr die Kutsche zur Villa des Geheimen Kommerzienrats Charles de Vos, in dessen prachtvollem Haus Westerhof der Kaiser und die Prinzessin Auguste Viktoria in Stellvertretung seiner Gemahlin untergebracht waren. Alle weiteren Gäste, darunter die Prinzen Heinrich und Wilhelm, waren auf die Schlösser Breitenburg und Heiligenstedten verteilt. Noch am Tag der Ankunft fand im Rat- und Ständesaal in Itzehoe ein großer Empfang für die knapp 300 Gäste statt. Auch die folgenden Tage waren von einem glanzvoll inszenierten Programm bestimmt: Essen bei Charles de Vos, Empfang im Prinzeßhof und Visite auf Schloß Breitenburg. Am 12. September besuchte der Kaiser die militärische Parade des IX. Armeecorps auf dem Artillerieschießplatz neben dem Lockstedter Lager. Am Abend fand das sogenannte Paradediner statt, bei dem der Kaiser einen Toast auf das IX. Armeecorps ausbrachte. Den Abschluss bildete der große Zapfenstreich im Park der de Vos'schen Villa. Am 13. September folgte das Corpsmanöver und am Abend die Abfahrt des Kaisers mit dem Zug nach Altona und Hamburg. Am 14. September kehrte der Kaiser nach Itzehoe zurück und das Programm sah zwei weitere Tage für das Feldmanöver vor, an dem auch der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prinz Wilhelm und Graf von Moltke teilnahmen. Am 16. September um Punkt 16 Uhr reiste der Kaiser samt seiner zahlreichen Gefolgschaft aus Itzehoe ab, begleitet von einem lebhaften Hurra in allen Straßen. Die Itzehoer Nachrichten resümierten, dass die Stadt während der Kaisertage zur Weltstadt geworden sei. Als Dank für den Gastgeber Charles de Vos ließ der Kaiser eine große Porzellanvase der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur Berlin überbringen, die sich bis heute im Kreismuseum Prinzeßhof erhalten hat.

Text: S.P.

Hörtext über Kaiser Wilhelm I. in Steinburg

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    Im September des Jahres 1881 richten sich die Augen des Deutschen Reiches auf die Stadt an der Stör: Kaiser Wilhelm der Erste stattet Itzehoe einen Besuch ab. Grund hierfür waren die „Herbstübungen des 9. Armee-Corps“, das im Lockstedter Lager stationiert war.

    Itzehoe wird für einige Tage lang kaiserliche Residenz. Die Unterhaltung und Verköstigung des Kaisers und seines Gefolges stehen nun im Fokus der Itzehoer und zahlreicher Menschen im Kreisgebiet.

    Mit dem kaiserlichen Sonderzug erreicht Wilhem der Erste am 11. September Itzehoe. Eine sechsstündige Fahrt trennt die damalige Reichshauptstadt Berlin von der aufstrebenden Garnisonsstadt im frisch gegründeten Kreis Steinburg. Begleitet wird der Kaiser von zahlreichen Generälen, Ministern und Hofbeamten sowie von seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich.

    Vor Ort erwartet ihn nicht nur die lokale Stadtprominenz, sondern auch begeisterte Itzehoer Bürgerinnen und Bürger. Diese haben zu Ehren des Kaiserbesuchs ihre Häuser extra festlich geschmückt und erleuchtet.

    Die damalige Presse berichtet:
    „Welche Feder vermochte den Jubel zu beschreiben, den die Ankunft Seiner Majestät hervorrief! Das dröhnende Hurrah, welches aller Orten die Luft erschütterte, sobald der Kaiserliche Wagen sich nahte, zeigte am besten, mit welcher innigen Liebe Schleswig-Holsteins Bevölkerung an Seiner Majestät dem Kaiser hängt.“

    Standesgemäß konnte Wilhelm der Erste nur im vornehmsten Gebäude der Stadt unterkommen: Die Villa Westerhof des wohlhabenden Zuckerfabrikanten de Vos wurde sein Domizil. Hier hatte man für den Kaiser im benachbarten Gärtnerhaus sogar eine eigene Telegraphenstation eingerichtet, sodass er stets in direktem Kontakt zu Berlin, Hamburg und Kiel stehen konnte.

    Der Kronprinz Friedrich und sein Gefolge waren derweil Gäste des Grafen Rantzaus auf dessen Schloss Breitenburg.

    Dem Zweck seiner Reise folgend, wohnte der Kaiser in den nächsten Tagen verschiedenen Militärparaden und Feldmannövern bei. Er überzeugte sich dabei vom Ausbildungsstand seiner Truppen.

    Abends jedoch blieb immer genügend Zeit für festliche Diners, exklusive Abendgesellschaften und sogar einen großen Zapfenstreich. Zahlreiche Itzehoer versammelten sich im Park der Villa Westerhof, um diesem militärischen Zeremoniell beizuwohnen. 5. Als Dankeschön für die ihm zuteil gewordene Gastfreundschaft schickte der Kaiser der Familie de Vos eine Prunkvase aus der Königlichen-Porzellan-Manufaktur. Heute ziert sie die Sammlung des Kreismuseums, in dessen Besitz sie sich befindet. Der Besuch Wilhelms des Ersten in Itzehoe fand über die Landesgrenzen hinaus Beachtung und die Itzehoer errichten ihrem Kaiser wenig später ein Denkmal, um an die Kaisertage in Itzehoe zu erinnern.
Umkreis

Verwendete Literatur

Erwin Papke, Das Kaisermanöver von 1881, in: Steinburger Jahrbuch 39 (1994), S. 83–98.
Britt Nicolai-Kolb, Itzehoe von 1867 bis 1918, in: Itzehoe. Geschichte einer Stadt in Schleswig-Holstein, Bd. 2: Von 1814 bis zur Gegenwart, hg. von der Stadt Itzehoe, Itzehoe 1991, S. 113–239.
Wo einst der Kaiser schlief: Der Westerhof an der Stör www.shz.de/28852877
Dreimal „Hurra“ für Kaiser Wilhelm I. www.shz.de/16659511