Vormärz
Für die gemeinhin auch als Biedermeier bezeichnete Phase zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der Märzrevolution (1848) hat sich der Begriff Vormärz etabliert, der auf die politische Lage und Stimmung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verweist. Die Zeit war im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland von national(istisch)en Ideen und Vorstellungen geprägt; in den Herzogtümern Schleswig und Holstein erwuchs die Hoffnung auf ein vereintes, nunmehr vom dänischen Gesamtstaat gänzlich gelöstes Schleswig-Holstein. Eine wichtige Station auf diesem Weg war die 1835 erfolgte Gründung der holsteinischen Ständeversammlung, die fortan im eigens hierfür errichteten Ständehaus in Itzehoe tagte. Zu den Deputierten gehörte Georg Löck, der sich als Abgeordneter mit scharfen Worten für die schleswig-holsteinischen Belange einsetzte und dessen Denkmal eine symbolträchtige Doppeleiche präsentiert, die als identitätsstiftendes Zeichen eine untrennbare Verbindung der beiden Herzogtümer einfordert. Nicht zufällig wurde 1841 die Itzehoer Liedertafel ins Leben gerufen, zu deren Repertoire selbstredend auch das 1844 entstandene Schleswig-Holstein-Lied (Schleswig-Holstein meerumschlungen) zählte. Eine von Gewalt begleitete Auseinandersetzung zwischen Bürgern und Militärangehörigen, wie sie sich 1843 in Itzehoe ereignete, passt ins Bild der konfliktreichen Zeit. Während das Itzehoer Wochenblatt mit seiner zunehmend patriotischen Berichterstattung dem pro-schleswig-holsteinischen Lager angehörte, hielten viele Personen aber auch an dem Gesamtstaatsgedanken fest: So pflegte etwa Graf Otto von Blome, der das Schloss in Heiligenstedten bewohnte und Träger des Elefantenordens war, ein gutes Verhältnis zum dänischen Königshaus. Die Frage nach der Gesinnung führte schließlich 1848 zur (gescheiterten) Schleswig-Holsteinischen Erhebung.
Text: J.O.
Verwendete Literatur
Jürgen Ibs, Die Stadt im Umbruch. Vorindustrialisierung, Massenarmut und politische Bewegungen des Vormärz in Itzehoe von 1815 bis 1851, in: Itzehoe. Geschichte einer Stadt, Bd. 2: Von 1814 bis zur Gegenwart, hg. von der Stadt Itzehoe, Itzehoe 1991, S. 5–68, hier S. 41–68.
Rudolf Krohn, Bilder aus Itzehoes Vergangenheit. Unser Ständehaus, in: Heimatbuch des Kreises Steinburg, Bd. 3, hg. von der Heimatbuch-Kommission, Glückstadt 1926, S. 39–43.
Friedrich Priewe, Lebendiges Itzehoe. Beiträge zu 750 Jahren Stadtrecht, Rendsburg 1988, S. 121–123.