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Burg Esesfeld

Im Westen von Itzehoe, direkt am Kreuz der Autobahn 23 und der Bundesstraßen 5 und 206, befindet sich die archäologische Fundstelle einer frühmittelalterlichen Burg. Die Burg wurde im Jahr 810 auf Geheiß Kaisers Karl des Großen als erste fränkische Befestigungsanlage nördlich der Elbe errichtet. Nur wenige Jahre zuvor hatten mit der Eingliederung der nordelbischen Siedlungsgebiete der Sachsen in das Fränkische Reich die jahrzehntelangen Sachsenkriege geendet. Esesfeld diente fortan als Grenzbefestigung, war aber gleichzeitig auch ein fränkischer Brückenkopf und Verwaltungsmittelpunkt, von dem ausgehend militärische und administrative Strukturen im Umland aufgebaut werden konnten. Nur unweit von Esesfeld trafen drei wichtige Fernverkehrswege auf die Stör, die Verbindungen nach Dänemark, Dithmarschen und ins östliche Holstein herstellten und damit die Kontrolle über die Region ermöglichten. In der Nähe der Burg siedelten sich kirchliche Institutionen an, etwa die Kirche in Heiligenstedten oder die cella Welanao bei Münsterdorf. 

Die Anlage selbst lag auf einem Geestsporn nördlich der Stör, der für die Verteidigung gut geeignet war. Bereits in vorherigen Zeiten hatte sich hier eine kleine sächsische Burganlage befunden. Die etwa einen Hektar große Burg war schwer befestigt. Ein bis zu zehn Meter breiter Wall aus Grassoden und mehrere breite Gräben umschlossen die Anlage. Der Zugang zur Burg erfolgte über Erdbrücken und ein hölzernes Tor. Senkrecht vom äußeren Graben ausgehende Strahlengräben sollten angreifende Truppen dazu zwingen, ihre Formation aufzubrechen. Ein weiterer, über fünf Meter breiter und zwei Meter tiefer Graben riegelte schließlich den gesamten Geestsporn gegen das Umland ab. Im Jahr 817 wurde der Angriff eines dänisch-slawischen Heeres erfolgreich abgewehrt, womit die Burg ihre Wehrhaftigkeit unter Beweis stellen und die Franken ihre Vormachtstellung in der Region behaupten konnten. Bereits Mitte des 9. Jahrhunderts wurde die Burg wieder aufgegeben. Die genauen Hintergründe dafür sind nicht bekannt, vermutlich spielten jedoch veränderte politische Verhältnisse eine zentrale Rolle dabei.

Text: H.A.

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Verwendete Literatur

Thorsten Lemm, Esesfelth reloaded – Digitaler Rekonstruktionsversuch einer außergewöhnlichen Burganlage des frühen 9. Jahrhunderts, in: Archäologische Nachrichten Schleswig-Holstein 18 (2012), S. 52–57.

Ders., Graf Egbert und Burg Esesfelth - Überlegungen zu Vorgehensweise und Auswirkungen der fränkischen Annexion Nordelbiens, in: Individual and Individuality? Approaches towards an Archaeology of Personhood in the First Millennium AD, hg. von Babette Ludowici, Hannover 2013 (Neue Studien zur Sachsenforschung/4), S. 215–230.

Ders., Esesfelth und der Burgenbau des 9. bis 10. Jahrhunderts in Nordelbien, in: Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs, hg. von Rainer-Maria Weiss und Anne Klammt, Hamburg 2014 (Veröffentlichungen des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg/107), S. 357–376.