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Archäologische Objekte: Scherbe

Inventar-Nr.: 1988-72a

Fundbezeichnung: Scherbe

Epoche: Jüngere Römische Kaiserzeit

Fundort: Itzehoe-Oldenburgskuhle (Esesfeld), Kr. Steinburg

Scherben bringen Glück, heißt es im Volksmund. Für Archäolog*innen ermöglichen Scherben hingegen einen tiefen Einblick in die Vergangenheit. Es können Aussagen zu der Machart getätigt werden, wie heiß die Keramik gebrannt wurde oder ob es sich dabei um Gefäße aus einer anderen Region handelt und somit ein Handel bzw. Austausch zwischen bestimmten Gebieten stattgefunden hat. Wurde das Gefäß zur Aufbewahrung oder als Tischgeschirr genutzt? Wie kann die Keramik zeitlich eingeordnet werden? Nahrungsreste an Keramikscherben helfen sogar dabei, Aussagen über die Ernährung der Menschen in der Vergangenheit zu treffen.

Bei dieser Scherbe handelt es sich um ein schwarzes Randstück mit Leisten und Kanneluren (senkrechte Kerben), die auf der Burg Esesfeld in Itzehoe gefunden wurde (Abbildung). Sie stammt aus der jüngeren römischen Kaiserzeit (ca. 150 bis 400 n. Chr.), was anhand von Vergleichsfunden belegt werden kann. Vergleichsfunde werden die Funde von Scherben oder ganzer Gefäße genannt, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur Bestimmung und Datierung herangezogen werden. Eine genaue Jahreszahl kann bei Keramik leider nicht genannt werden. Es ist lediglich möglich, über bestimmte Stiltypen oder Nahrungsreste eine zeitliche Einordnung zu erhalten. Welches Datum hier allerdings genannt werden kann, ist das Jahr 809 bzw. 810 n. Chr., denn in diesem Jahr wurde Schriftquellen zufolge die Burg Esesfeld, wo die genannte Scherbe gefunden wurde, erbaut. Durch eine Ausgrabung konnten die Grundrisse der Burg ausfindig gemacht werden, die sich als Ringwallburg herausstellte, bei der die Verteidigung durch einen Wall gewährleistet wird. Historisch belegt ist weiterhin, dass im Jahr 817 ein Angriff auf die Burg stattgefunden hat. Wie gelangt nun eine Scherbe aus der römischen Kaiserzeit in eine Burganlage, die erst mehrere Jahrhunderte später errichtet worden ist? Eine kaiserzeitliche Besiedlung des Ortes konnte nicht nachgewiesen werden, wahrscheinlich gelangte die Scherbe durch Materialbeschaffung für den Bau der Burg oder Bodenumlagerungen in das Siedlungsgebiet.

Text: J.D., A.K.K. & S. K.

Verwendete Literatur

Manfred K. H. Eggert und Stefanie Samida, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Tübingen 2013.