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Archäologische Objekte: Plastik (Tonfigur)

Inventar-Nr.: 1988-59

Fundbezeichnung: Plastik (Tonfigur)

Epoche: Kaiserzeit

Fundort: Hodorf, Kr. Steinburg

Wer hat in seinem Zuhause nicht das eine oder andere Kunstwerk hängen oder stehen? Sei es nun das Kinderbild, das am Kühlschrank hängt, das Gemälde über dem Sofa oder die verzierte Vase auf dem Tisch mit einem Blumenstrauß. Kunst ist etwas, das die Menschheit in unterschiedlichsten Formen schon seit dem Paläolithikum, der Altsteinzeit (ca. 1,5 Mio. bis 9.600 v. Chr.), begleitet, sei es in Form von Höhlenmalereien oder Schmuck, die unter anderem schon die Neandertaler gefertigt haben.

Vor 150.000 bis 50.000 Jahren entwickelte der Mensch die Fähigkeiten, artikuliert zu sprechen und Symbole zu kombinieren. Dies äußerte sich mit der Zeit in neuen Formen des Ausdrucks wie Gesang, Tanz und auch der Kunst. Dass die nötigen handwerklichen Fähigkeiten vorhanden waren, zeigen schon die Faustkeile und andere Werkzeuge der Steinzeit. Neben Präzision waren auch ein gutes Erinnerungsvermögen und Geschicklichkeit nötig, um derlei Werkzeuge anfertigen zu können. Es wurden jedoch nicht nur Gebrauchsgegenstände hergestellt, deren Funktion Archäolog*innen heute relativ klar deuten können, sondern auch Wandmalereien, kleine Figurinen und Statuen, deren Bedeutungen nach wie vor diskutiert werden. Höhlenmalereien aus Frankreich, Spanien oder Indonesien aus dem Paläolithikum werden bis heute versucht zu deuten. Die Venus vom Hohlefels, eine Figur die 35.000 bis 40.000 Jahre alt ist, oder die vor 32.000 bis 35.000 Jahren entstandenen Tierfigurinen aus der Vogelherdhöhle (Baden-Württemberg), sind heute in Museen zu bewundern, auch wenn ihre Funktion noch nicht hinlänglich belegt ist.

Diese Tonfigur wurde 1936 bei Ausgrabungen in Hodorf, Kreis Steinburg, gefunden (Abbildung Plastik Tonfigur_a). Sie ist zwar nicht ganz so alt wie die obigen Beispiele, denn sie stammt aus der römischen Kaiserzeit (ca. 0 bis 400 n. Chr.), ihre Funktion ist jedoch ebenso unbekannt. Es handelt sich um einen als anthropomorph angesprochenen Kopf von 5,9 cm Höhe, also einem menschenartigen Kopf. Die Augen sind als Löcher klar erkennbar, die Nase und der Mund sind deutlich ausgearbeitet. Unter dem Mund findet sich ein Halsansatz, der am unteren Ende abgebrochen ist. Ob der Kopf Teil einer größeren Figur war, ist unklar. Auch die Ohren sind beschädigt: Das rechte Ohr ist kaum noch vorhanden, das linke hingegen rund ausgeprägt (Abbildung). Über den Augen befindet sich auf Stirnhöhe ein eingedrückter Ring. Hier könnte es sich um die Darstellung eines Haaransatzes handeln. Tonfiguren werden in Deutschland sehr häufig vor allem in Siedlungsabfällen gefunden. Die Figuren sind aber nur selten vollständig, meist werden nur Bruchstücke gefunden, wie beispielsweise der “Adonis von Zschernitz”, der in Sachsen gefunden wurde, oder der hier vorliegende Kopf.

Text: J.D., A.K.K. & S. K.

Verwendete Literatur:

Karl Kersten, Vorgeschichte des Kreises Steinburg (Vor- und Frühgeschichtliche Untersuchungen aus dem Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel, N.F. 5/            

Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein, 1), Neumünster 1939.

Telmo Pievani und Valéry Zeitoun, Homo Sapiens. Der große Atlas der Menschheit, Darmstadt 2020.

Margret Gehrken, Vortrag “Das Haus von Hodorf”, Arbeitsgemeinschaft Archäologie Heimatsverband Kreis Steinburg (2021), http://www.archaeologie-steinburg.de/uploads/media/Hodorf_Vortrag.pdf.