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Münsterdorfer Kaland

Bei dem Münsterdorfer Kaland handelt es sich um eine Bruderschaft, deren Mitglieder sowohl aus der Priesterschaft als auch aus dem Adel und dem angesehenen Bürgertum stammten. 1304 errichteten sie eine Kapelle in Münsterdorf bei Itzehoe auf dem angeblichen Platz der einstigen cella Welanao, einer klösterlichen Niederlassung, in der zeitweise der Heilige Ansgar (801-865) gewirkt haben soll. Die (neuere) Kapelle war dem Heiligen Sixtus (3. Jhdt.) geweiht. Die Namensgebung nimmt Bezug darauf, dass Ansgar Reliquien des Heiligen Sixtus hierher brachte. Überliefert war auch das Wunder, dass das Wasser im nahen Brunnen zu Ansgars Zeit durch göttliche Kraft in Wein gewandelt wurde. An vier Tagen im Jahr wurde die Reliquie in Prozessionen den Pilgern gezeigt. Feierliche Gottesdienste begleiteten die Prozessionen, zu deren Teilnahme die Pilger einen Ablass von ihren Sünden erhielten. Den Abschluss des Tages bildete ein Festmahl der Bruderschaft.

Im Zuge der Reformation wurde der Kaland aufgehoben, doch blieb das Kalandshaus als Versammlungsort bestehen. Ab 1544 trat hier einmal im Jahr die oberste kirchliche Verwaltungsbehörde zusammen. Hier wurden neben Kirchenangelegenheiten auch die theologischen Prüfungen der Pastoren abgehalten. Darüber hinaus war es Gerichtsbehörde, in der Ehesachen verhandelt wurden und über die gute Zucht und Ordnung in den Gemeinden gewacht wurde. Der Dekan des Kalands übte bis 1867 auch das Amt des Propstes in Holstein aus und übernahm damit die Oberaufsicht in Kirchensachen. Bis heute lebt der Kaland als kirchliche Institution fort. Einmal im Jahr trifft der Kaland unter dessen Vorsitzenden, dem Präses, zusammen. Zu den theologischen Vorträgen und dem abschließenden, traditionsreichen Festbankett sind als Ehrengäste die Äbtissin und der Verbitter des evangelischen adligen Damenstifts in Itzehoe geladen.

Text: K.H.

Umkreis

Verwendete Literatur

Rudolf Irmisch, Geschichte der Stadt Itzehoe, Itzehoe 1960.

Itzehoe, Geschichte einer Stadt in Schleswig-Holstein, 2 Bde., Heide 1988, hier Bd. 1, S. 41-42.