Archäologische Objekte: Spitzbodiges Tongefäß
Inventar-Nr.: 1988-464
Fundbezeichnung: Spitzbodiges Tongefäß
Epoche: Mesolithikum
Fundort: Ecklack, Kr. Steinburg
Die Mittelsteinzeit, auch Mesolithikum genannt, dauerte in Schleswig-Holstein von ca. 9.600 bis 4.100 v. Chr. an. Gegen Ende dieses Zeitabschnittes lebten die Menschen der Ertebølle-Kultur (ab ca. 5.500 v. Chr.) noch als umherziehende Jäger, Fischer und Sammler, begannen nun aber allmählich sesshaft zu werden. Während die Menschen vorher nur möglichst wenig Besitz mit sich herumtragen wollten und auf leichte Werkzeuge setzten, wurde nun begonnen, erste Gefäße aus Keramik zur Lagerung von Lebensmitteln herzustellen. Im Gegensatz zu anderen Orten auf der Welt stellten die Menschen hier in Norddeutschland erst spät Keramik her: Aus Japan sind Keramiken, die über 14.000 Jahre alt sind, bekannt, aus China stammen sogar noch ältere Exemplare.
In der Nähe des Kudensees bei Seedorf wurde in drei Metern Tiefe ein Objekt gefunden, dessen Werkstoff zur Zeit der Herstellung noch ganz neu war. Es handelt sich um ein spitzbodiges Gefäß, das aus grau-schwarzem, geglättetem Ton besteht (Abbildung). Es hat eine Höhe von 13,5 cm und einen Mündungsdurchmesser von ca. 12,4 cm; auf den Fotos ist eine Nachbildung eines solchen Gefäßes zu sehen (Abbildung). Für das Ende der Mittelsteinzeit gibt es nur noch einen weiteren nachgewiesenen Keramik-Typen: eine flache Schale, die als Lampe genutzt wurde. Das Licht entstand durch das Verbrennen der Fettschicht von Meeressäugern. Die Inspiration für diese spitzbodige Keramik stammt nach aktuellem Forschungsstand aus dem Osten Europas, aus dem Wolgagebiet. Bei der Betrachtung des Gefäßes fällt der spitze Boden auf, wegen dem es nicht eigenständig stehen konnte. Es wurde vermutlich zur Aufbewahrung und zum Kochen von Flüssigkeiten genutzt, indem es bspw. mithilfe von Steinen in das Feuer gestellt wurde.
Besonders interessant ist: Die Gefäße an sich sagen leider wenig über ihr Alter aus, jedoch werden manchmal Reste von Speisen im Inneren entdeckt, die naturwissenschaftlich untersucht werden können. So lässt sich einerseits feststellen, wie alt die Speise ist, aber andererseits auch was in der Mittelsteinzeit „auf den Tisch” kam. Zu dieser Zeit ernährten sich die Menschen im Norden vor allem von dem, was die Küsten zu bieten hatten: Fisch, Muscheln, Meeressäuger und -vögel, aber auch von Wild und gesammelten Pflanzen und Früchten. Strategisch wurde dabei die beste Jagdzeit ausgenutzt.
Text: J.D., A.K.K. & S. K.
Verwendete Literatur
Karl Kersten, Vorgeschichte des Kreises Steinburg (Vor- und Frühgeschichtliche Untersuchungen aus dem Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel, N.F. 5/Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein/1), Neumünster 1939.
Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein/1), Neumünster 1939.
Jürgen Hoika, Aus Jägern werden Bauern. Schleswig-Holstein auf dem Weg in die Jungsteinzeit, Schleswig 2001.
Siegmar von Schnurbein (Hg.), Atlas der Vorgeschichte. Europa von den ersten Menschen bis Christi Geburt, Darmstadt 2014.