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Archäologische Objekte: Tonpfeifenfragmente

Inventar-Nr.: 1999-383

Fundbezeichnung: Tonpfeifenfragmente

Epoche: Neuzeit

Fundort: o. FO.

Wo hört die Archäologie zeitlich überhaupt auf? Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche Standpunkte, jedoch lässt sich eines festhalten: Die Archäologie befasst sich als Wissenschaft mit allen Hinterlassenschaften des Menschen. Bei der Betrachtung der folgenden Funde wird klar, dass es sich lohnt, auch Objekte zu untersuchen, die auf den ersten Blick vertraut erscheinen, denn auch diese können viel mehr erzählen als zunächst erwartet. Besonders in den letzten Jahren gewinnt die Archäologie der Moderne immer mehr an Bedeutung, bei der Objekte untersucht werden, die sogar die eigenen Großeltern noch benutzt haben könnten. Hier geht es nicht darum, dass ein Gegenstand besonders alt ist, sondern vielmehr um den Stellenwert, den er noch vor einigen Jahren innehatte.

Zu sehen sind hier verschiedene Bruchstücke von 10 bis 15 Tonpfeifen, die uns heute vielleicht noch als Accessoire von Stutenkerlen oder Weckmännern – gebackenen Hefemännchen mit einer Pfeife im Mund – bekannt sind (Abbildung). Die Pfeifen wurden aus weißem Ton gebrannt. Bei ihnen handelt es sich um kurzlebige Massenware des Mittelalters (ca. 6. bis 15. Jahrhundert n. Chr.) und der Moderne (ab ca. 15. Jh. bis 20. Jh. n. Chr), die überwiegend von einfachen Arbeitern gefertigt und auch genutzt wurde und heute häufig bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wird. Wie auf dem Bild gut zu erkennen ist, sind die Stiele sehr dünn und beim Gebrauch häufig gebrochen. Die Pfeifen wurden  – war der Stiel einmal abgebrochen – nicht direkt entsorgt, vielmehr nutzte man sie noch so lange, bis der Stiel durch mehrmaliges Abbrechen zu kurz wurde. Die Stiele waren im Schnitt zwischen 12 und 25 cm lang und damit im Vergleich zu einer heutigen Tabakpfeife sehr lang; das Mundstück ist zwischen 7 und 20 cm lang. Auf den Pfeifenköpfen befand sich häufig auf der Unterseite ein Stempel, so dass festgestellt werden konnte, aus welcher Pfeifenmacherei diese stammten (Abbildung). Dies ist für die Archäologie von Bedeutung, da die Objekte dadurch zeitlich und auch räumlich eingeordnet werden können

Es lässt sich festhalten: Archäologie begegnet uns überall, manchmal nur etwas weniger offensichtlich. Nicht jede Fliese oder Scherbe wird am Ende ausgestellt, sie zeigen uns jedoch immer wieder, wie lange die Menschheitsgeschichte zurückgeht. Alltagsgegenstände sind immer noch von größerem Interesse und wurden schon länger genutzt, als man im ersten Moment vermuten mag.

Text: J.D., A.K.K. & S. K.

Verwendete Literatur

Brigitte Buchinger, Zu den Funden der “Stat Haarlem” - Überlegungen zum niederländisch-baltischen Handel, (Diplomarbeit) 2013, http://othes.univie.ac.at/26307/1/2013-02-18_0700966.pdf.