Archäologische Objekte: Fischschwanzflintdolch
Inventar-Nr.: 1987-677
Fundbezeichnung: Fischschwanzflintdolch
Epoche: Endneolithikum
Fundort: Hohenlockstedt, Kr. Steinburg
Während heutige Dolche meist aus Metall bestehen und aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind, waren die Dolche in der Jungsteinzeit (ca. 2.800 bis 2.200 v. Chr.) aus Flint oder Stein. Eine Verarbeitung von Metall war noch unbekannt.
In der ausgehenden Jungsteinzeit, dem Spätneolithikum (ca. 2.350 bis 1.750 v. Chr.) und der älteren Bronzezeit (ca. 1.800 bis 1.1000 v. Chr.) fand in Schleswig-Holstein die Herstellung von Flintgeräten mit den flächenretuschierten Flintdolchen ihren Höhepunkt. Als flächenretuschierte Objekte bezeichnet man jene, bei denen weite Teile oder gar die ganze Oberfläche durch das Abtragen kleinerer Flächen retuschiert wurden. Durch diese Methode ist es möglich, das Steinwerkzeug zu formen, sowohl in der Länge und Breite als auch in der Dicke. Denn anders als andere Werkstoffe wie z. B. Holz lässt sich Stein nur bedingt gestalten. Nur fachkundige Personen waren in der Lage, solche aus einem Stein herausgearbeiteten Objekte herzustellen. Wahrscheinlich dienten diese auf Grund der komplexen Herstellung und ihrer Zerbrechlichkeit ihren Besitzer*innen nicht als Waffen, sondern als Prestigeobjekte.
Der Fischschwanzdolch aus Hohenlockstedt ist 5,6 cm lang, 27,5 cm breit und 2,3 cm dick (Abbildung). Der ausgeschwungene Griff ähnelt in seiner Aufsicht einem Fischschwanz. Als Vorbild der Dolche, hier dem Fischschwanzdolch, dienten frühbronzezeitliche Metalldolche. So wurde teilweise auch versucht, die Gussnaht der Bronzedolche nachzubilden. Die Fischschwanzdolche waren somit ein Imitat der metallenen Objekte. Es war eine handwerkliche Kunst, die Dolche anzufertigen, da sie besonders fein und zerbrechlich waren. Für die Herstellung war ein reichhaltiges Vorkommen von Feuerstein von Bedeutung, den es vornehmlich an den Küsten der Ostsee gab und es auch heute immer noch gibt. Verbreitet waren die Dolche aus Feuerstein vor allem im heutigen Dänemark, Südschweden, Mecklenburg-Vorpommern sowie Schleswig-Holstein und wurden in einem Zeitraum von ca. 2.350 bis 1.600 v. Chr. produziert.
Text: J.D., A.K.K. & S. K.
Verwendete Literatur
Jan Piet Brozio, Das Neolithikum, in: Archäologische Nachrichten Schleswig-Holstein 2020, S. 30–33.
Catherine Frieman, Flint Daggers, Copper Daggers, and Technological Innovations in Late Neolithic Scandinavia, in: European Journal of Archaeology 15,3 (2012), S. 440–464.