Archäologische Objekte: Krug
Inventar-Nr.: 1988-697
Fundbezeichnung: Krug
Epoche: Mittelalter (13./14. Jh.)
Fundort: Itzehoe, Kr. Steinburg
Bis heute hält sich hartnäckig das Bild eines düsteren Mittelalters mit Schlachten und Gräueltaten, Burgen, Rittern und Adeligen auf der einen Seite und Armut, Krankheiten, wie die Pest, oder auch den Hexenverfolgung auf der anderen. Dabei wird dem normalen Alltagsleben weniger Beachtung geschenkt. Gerade dieses Thema kann durch archäologische Funde jedoch genau betrachtet werden, denn viele Alltagsgegenstände wurden nach Gebrauch weggeworfen und sind noch heute erhalten.
Oft wurden Lebensmittelreste und Knochen, aber auch anderer Abfall, in den Kloaken, Abfallgruben oder außerhalb der Siedlungen entsorgt, denn eine Abfallverwertung oder Müllabfuhr gab es noch nicht. Es klingt zwar wenig appetitlich, aber genau diese Reste sind heute noch relativ gut erhalten und lassen sich durch Archäolog*innen untersuchen und zeitlich einordnen. Für Geschirr beispielsweise gab es bereits im Mittelalter Produktionsstätten. Bestimmte Formen wurden an einem Ort hergestellt und weiterverkauft. So gelangte auch Keramik aus dem Rheinland nach Norddeutschland.
Diese Scherben gehören zu einem Krug aus blaugrauer Ware, der in Itzehoe gefunden wurde (Abbildung). Er wurde im 13. oder 14. Jahrhundert gefertigt. Deutlich sind die noch erhaltenen Bestandteile erkennbar: ein Teilstück des Kruges, vom leicht einbiegenden Rand über den engen Hals bis hinunter zur Schulter (Abbildung). Während der Hals waagerechte Rillen als Verzierung aufweist, finden sich auf der Schulter linsenförmige Eindrücke. Der Rest des Gefäßes ist unter der Schulter unverziert und war wahrscheinlich bauchig ausgeformt. Vom Rand bis zur Schulter ist ein breiter Bandhenkel angebracht. Der Krug stand auf mehreren Pfötchenfüßen, die im Bild (Abbildung) zu sehen sind.
Die blaugraue Ware zählt zu den Grauwaren, eine Art der Keramik, die typisch für den Alltag im Mittelalter war, so wie heute das Geschirr eines bekannten schwedischen Möbelhauses. Die Grauware ist eine Form der Irdenware, die bei niedrigen Temperaturen gebrannt wurde und daher porös ist. Im unglasierten Zustand war sie sogar wasserdurchlässig. Die graue bis schwarze Färbung entstand durch das reduzierende Brennen, das bedeutet, dass der Ton unter Luftmangel gebrannt wurde.
Text: J.D., A.K.K. & S. K.
Verwendete Literatur
Andreas Heege, Die Keramik des frühen und hohen Mittelalters aus dem Rheinland. Stand der Forschung – Typologie, Chronologie, Warenarten, (Archäologische Berichte/5), Bonn 1995.