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Archäologisches Objekt: Römische Silbermünze aus Hodorf

Inventar-Nr.: 1988-537

Fundbezeichnung: Silbermünze (Denar)

Epoche: Jüngere Römische Kaiserzeit

Fundort: Hodorf, Kr. Steinburg

Die ersten Münzen sind seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. aus Kleinasien bekannt, von wo aus sie auch bald unter anderem durch die Römer Europa erreichten. Münzen wurden jedoch nicht überall als Währung übernommen. Naturalien und später auch Natur- und Gewichtsgeld in Form von Muscheln oder Edelmetallen wurden parallel zur Entstehung der ersten Münzwährungen und darüber hinaus weiterhin genutzt.

Funde von Münzen zeugen von Handelsbeziehungen, wie ein Objekt aus Hodorf, Kreis Steinburg, bezeugt. Es handelt sich bei diesem Objekt um eine aus Silber gefertigte Münze mit einem Durchmesser von ungefähr 1,7 cm (Abbildung). Die Rückseite zeigt die Darstellung einer Frau, die Vorderseite die nach rechts blickende Büste einer Frau und den Rest des Schriftzuges “Diva Faustina” (Abbildung). Analysen der Darstellungen ergaben, dass es sich um einen Denar Faustinas der Älteren (ca. 97 bis 140 n. Chr.) handelt. Faustina war die Frau des römischen Kaisers Antoninus Pius, der diese Prägung in den Jahren seiner Herrschaft von zirka 141 bis 161 n. Chr. veranlasste, weshalb diese Münze in die jüngere Phase der römischen Kaiserzeit (ca. 150 bis 400 n. Chr.) datiert. Der Schriftzug auf der Münze “Diva Faustina” nennt neben dem Namen Faustina auch noch den Beinamen “diva”, der aus der lateinischen Sprache stammt und “göttlich” bedeutet. Er konnte den römischen Kaisern und ihren Angehörigen nach ihrem Tod verliehen werden.

Aber nicht nur die Münze, sondern auch Funde römischer Tonprodukte und einer Bronzescheibe bezeugen den Kontakt der Siedlung Hodorf mit dem Süden, genauer gesagt mit dem Römischen Reich. Der Kontakt zwischen Menschen von verschiedenen Orten lässt sich oft durch Gegenstände belegen. Eine römische Schale in Schleswig-Holstein könnte ein Geschenk gewesen sein. Münzen deuten hingegen stärker auf Handel hin.

Auch andere Quellen sind für die Archäolog*innen bezüglich des Handels von Bedeutung: alte Wegspuren, Fahrzeuge wie Schiffe und Wagen, ab dem Mittelalter auch schriftliche Aufzeichnungen von Handelsleuten, Städten und Märkten. In Schleswig-Holstein sind einige dieser alten Wege noch präsent: die sogenannten Ochsenwege oder Heerwege, von denen einige vermutlich schon seit der Steinzeit genutzt wurden. Ein erhaltenes Stück Ochsenweg befindet sich beispielsweise beim Danewerk bei Schleswig. Durch den Kreis Steinburg verlief der Ochsenweg ebenfalls. Auch heute verweisen noch Straßennamen auf die anderen Teilstücke der Ochsenwege, beispielsweise der Ochsenweg in Hadenfeld.

Text: J.D., A.K.K. & S. K.

Verwendete Literatur:

Werner Haarnagel, Die frühgeschichtlichen Siedlungen in der schleswig-holsteinische Elb- und Störmarsch, insbesondere die Siedlung Hodorf, in: Offa 2 (1937), S. 31–78.

Karl Kersten, Vorgeschichte des Kreises Steinburg (Vor- und Frühgeschichtliche Untersuchungen aus dem Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel, N.F. 5/            

Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein, 1), Neumünster 1939.

Lindsay MacDonald, Vera Moitinho de Almeida und Mona Hess, Three-dimensional reconstruction of Roman coins from photometric image sets, Imaging 26,1(2017).

Manfred K. H. Eggert und Stefanie Samida, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Tübingen 2013.