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Windmühlen im Kreis Steinburg

Bis zur Erfindung von Motoren waren Windmühlen zusammen mit den durch Wasserkraft betriebenen Wassermühlen die effizientesten Kraftmaschinen. Ihre Nutzung war äußerst vielseitig: Sie dienten als Mahl- und Ölmühlen, zur Verarbeitung von Werkstoffen (Holz, Kupfer usw.) und als Schöpf- oder Pumpwerke. Die klassische Windmühle mit rechteckigen, länglichen Flügeln war in Schleswig-Holstein einstmals weit verbreitet. Keine andere Denkmalart im Kreis Steinburg erfuhr in den letzten 100 Jahren aber eine so drastische Reduzierung wie die Mühlen. Die heutigen Windkraftanlagen sind die Nachfolger der Windmühlen.

Die Windmühle „Hoffnung“ in Beidenfleth war die letzte erhaltene Deichmühle, die es früher in großer Zahl in den Elbmarschen gab. Erstmalig ist 1740 von einer Mühle die Rede. 1749 handelte es sich um eine Bockmühle, die um 1837 zum großen Galerieholländer umgebaut wurde. Bis 1966 war die Mühle in Betrieb, davon rund 60 Jahre lang im Besitz der Müllerfamilie Sierth. 1966 bis 1970 fanden diverse Erhaltungsmaßnahmen statt, 1971 wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt. Nach mehreren Besitzerwechseln und einer Zwangsversteigerung (09.11.1989) wurden in den 2010er Jahren schwerwiegende Schäden am Bau entdeckt. Am 17.04.2016 brannte die Mühle aus ungeklärter Ursache ab und erlitt damit dasselbe Schicksal wie die schon 1692 erwähnte Erdwallholländermühle (mit Windrose) von Kollmar, die 2003 vollständig niederbrannte.

In Stördorf-Honigfleth steht eine Kokermühle, die wie ehemals eine große Zahl solcher Mühlen zur Entwässerung der Marschregion hinter dem Deich diente. Ihr Standort ist nicht mehr der originäre, vielmehr wurde sie 1959/60 durch eine vorausschauende konservatorische Maßnahme des Kreises Steinburg an ihren heutigen Standort verlegt. Sie ist im Bereich der Unterelbe die letzte erhaltene Kokermühle und die einzige in Deutschland, die nach wie vor einen ursprünglichen Funktionszusammenhang als Schöpfmühle aufweist. Seit 1997 kümmert sich der Förderverein „Bockmühle Honigfleth e.V.“ um ihren Erhalt. Bei gesetzten Segeln kann sie Wasser in die Honigflether Wettern pumpen.

Eine weitere historische Windmühle namens „Aurora“ steht in Wilster-Rumfleth. Sie ist die einzige im Kreis Steinburg noch betriebsfähig erhaltene Windmühle. Erbaut wurde sie 1872, doch finden sich Belege für einen Mühlenbetrieb in Rumfleth schon für 1534. Zwei Vorgängerbauten sind 1840 und 1871 abgebrannt. 1953 wurde der Windbetrieb eingestellt. Nach umfassenden Restaurierungen ist die Mühle seit 1996 wieder funktionsfähig; seit 2008 wird sie von einem Verein betrieben. Im selben Jahr war mit Hansdelf Martens der letzte Berufsmüller in Rumfleth verstorben.

Text: O.A.

Umkreis

Verwendete Literatur

Uwe Karstens und Wolfgang Kuhlmann, Die Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg, (Beiträge zur Denkmalpflege in Schleswig-Holstein/7), Kiel 2017.

Johannes Stüdtje, Mühlen in Schleswig-Holstein, (Buchreihe der Schleswig-Holsteinischen Landesbrandkasse; Kleine Schleswig-Holstein-Bücher), Heide 1968.