Ingeborg Blankenstein
Ingeborg Blankenstein (1923-1983) war schon in der Schule aufgefallen, weil sie gern mit Knetmasse modellierte. Der Zeichenlehrer an der Auguste-Viktoria-Schule in Itzehoe ermutigte sie auf ihrem Weg. Zwei Jahre besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Hamburg und studierte Bildhauerei bei Johann Michael Bossard (1874-1950). Die Ausbildung fand ein jähes Ende, als die Schule 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
Blankenstein kehrte in ihre Heimatstadt zurück, wo ihr der Vater das Wohnhaus Feldschmiede 30, Itzehoe überließ. Ein Atelier richtete sie nebenan im Hinterhaus ein. Sie wurde Mitglied des Künstlerbundes Steinburg, der sich 1945 gegründet hatte. Im Vordergrund standen für die Künstler*innen damals ganz existenzielle Dinge – es mangelte nicht nur an Arbeitsmaterial, sondern auch an Heizstoffen. Dass das Portrait von Wiebke Voß in Gips – und nicht in Bronze – gegossen wurde, dürfte dieser Materialknappheit geschuldet sein.
Zahlreiche Portraits von Itzehoer Persönlichkeiten, aber auch Aktstudien und andere freie Arbeiten zeigen Blankensteins bildnerisches Können. Mit kräftigen Zügen modellierte sie die Formen, ließ dabei gelegentlich auch die Spuren ihrer Arbeit sichtbar.
In ihrer intensivsten Schaffensphase schuf die Bildhauerin Ingeborg Blankenstein das Portrait von Wiebke Voß, einer ehemaligen Mitschülerin aus Itzehoe. Voß hatte eine Lehre zur Fotografin gemacht und führte zusammen mit Hermann Niese ein Atelier in Itzehoe. Die 40 Zentimeter hohe Büste lässt eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit erkennen. Sie drückt auch die Aufbruchsstimmung aus, in der sich die beiden jungen Frauen 1948 befanden.
Zu ihren renommierteren Aufträgen gehörte eine Bronzebüste für den Itzehoer Verlagschef Richard Gruner, der 1946 bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Der heutige Verbleib dieser Büste ist unbekannt. Von Ingeborg Blankenstein stammt auch die Gedenkplakette für den Generaloberst der Wehrmacht Werner von Fritsch (1880-1939) am Neuner-Denkmal bei der St. Laurentii-Kirche in Itzehoe. Ein zweites Exemplar der Plakette befand sich an der 1959 in Breitenburg errichteten „Freiherr-von-Fritsch-Kaserne“, die 2013 abgebrochen wurde.
In ihren späteren Jahren zog sich Ingeborg Blankenstein immer mehr zurück. Sie galt als melancholisch und menschenscheu. Als sie 1983 mit 60 Jahren starb, ging der künstlerische Nachlass an ihre Freundin Elisabeth Bohmeyer, die ihr auch häufig Modell gestanden hatte. Bohmeyer überließ die Werke 1984 der Stadt Itzehoe.