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Druckerei J.J. Augustin

Bereits 1632, nur wenige Jahre nach der Stadtgründung Glückstadts durch Christian IV., wurde Am Fleth die erste königliche Buchdruckerei gegründet. Mit der Übernahme der Druckerei durch Jakob Johann Augustin im Jahr 1775 begann die Ära des Unternehmens J.J. Augustin, das fast dreihundert Jahre kontinuierlich bestehen blieb. Ihre Blütezeit erlebte die Druckerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Heinrich Wilhelm Augustin (geb. 1878/gest. 1938), Drucker der mittlerweile fünften Generation, ab 1905 den Betrieb führte. Er entschied sich dazu, den Druck und den Satz in Fremdsprachen auszuweiten, darunter Chinesisch, Armenisch, Pehlewi, aber auch Sanskrit, Runen oder Keilschrift. Die Gründe für einen Ausbau des Fremdsprachensatzes mögen in der Gründung des Deutschen Reichs 1871 und den damit verbundenen Bemühungen, mit anderen Kolonialmächten gleichzuziehen, zu finden sein. Augustin hoffte, die Aufträge des Hamburger Kolonialinstituts zu erhalten, was ihm auch gelang. So wuchs die Buchdruckerei kontinuierlich von sechs Arbeitern im Jahr 1903 auf bis zu 120 Setzer und Drucker im Jahr 1945. Weitere Anbauten Am Fleth schafften Platz für die wachsenden technischen Einrichtungen. Mit den Jahren kamen auch Aufträge aus dem Ausland hinzu; so erhielt die Druckerei in Glückstadt 1938 vom englischen Königshaus den Auftrag, einen Text für den Bildband zur Krönung des Vizekönigs von Indien in indischer Schrift zu setzen. Hinzu kamen zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften, darunter die Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (bis 1992). Am 30.08.1938 starb Heinrich Wilhelm Augustin nach einem Unfall, seine Ehefrau Hedwig Augustin übernahm anschließend die Druckerei. Mit dem Aufkommen des Fotosatzes und später des Desktop-Publishing seit den 1970er Jahren verlor die alte Druckerei, die 1977 in eine GmbH umgewandelt wurde, ihre einstige Bedeutung und wurde nach Einrichtung einer Auffanggesellschaft zwischen 1978 und 1982 modernisiert. 2014 hat sich der Trägerverein Zeichen der Welt gegründet, der sich für den Erhalt der weitgehend original erhaltenen Drucktechnik sowie der historischen Gebäude einsetzt.

Text: S.P.

Umkreis

Verwendete Literatur

Jürgen Böhning, Christian Boldt, Die Bedeutung der Buchdruckerei J. J. Augustin in Glückstadt Teil 1, in: Steinburger Jahrbuch 63 (2019), S. 47–86.

Trägerverein,  http://www.zeichenderwelt-glueckstadt.de

Druckerei von großer Bedeutung, https://www.shz.de/248884