Die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung
Die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung erschien erstmals am 02. Januar 1929 und war die erste regionale nationalsozialistische Tageszeitung des Deutschen Reiches. Erscheinungsort und Sitz der Redaktion war Itzehoe. Das Redaktionsgebäude befand sich in der Breiten Straße 40.
Die Gründung der Zeitung geht auf Hinrich Lohse (1896-1964) zurück. Sein Ziel war es, mithilfe der Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung „tagtäglich unsere Weltanschauung in das Volk hinein[zu]tragen.“ Lohse stammte aus Mühlenbarbek und war Nationalsozialist der ersten Stunde: Von 1925 bis 1945 fungierte er als NSDAP-Gauleiter für Schleswig-Holstein, ab 1941 zusätzlich als Reichskommissar für das Ostland. In letzterer Funktion war er einer der Hauptverantwortlichen des Holocaust.
Erster Chefredakteur und einziges Redaktionsmitglied mit journalistischer Erfahrung war Bodo Uhse (1904-1963). Uhse und Lohse gerieten bald in Konflikt, da Uhse anarchistischen und antikapitalistischen Ideen anhing und starke Sympathien für die Landvolkbewegung hegte. Im Juli 1930 wurde Uhse entlassen, den Chefredakteursposten übernahm Walther Fröbe, der zwar noch nie journalistisch tätig gewesen war, aber als ideologisch zuverlässig galt.
Die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung erschien täglich von Montag bis Samstag, samstags als umfangreichere Wochenend-Ausgabe. 1929 betrug die Anzahl der Abonnenten*innen 2.500, 1934 waren es 14.000. Die höchste Auflage war 1937 mit 22.000 Exemplaren erreicht. Ein Grund für den Erfolg ist in dem Zulauf, den die NSDAP von Anfang an in Schleswig-Holstein und im Kreis Steinburg hatte, zu sehen. Hinzu kam die Abnahme der Konkurrenz durch die nationalsozialistische Gleichschaltung der Presse und die daraus folgenden Verbote nicht regimekonformer Zeitungen und Zeitschriften. Auch ist zu berücksichtigen, dass bei den Hauptzielgruppen – der Bevölkerung der kleinstädtisch und ländlich geprägten Gebiete, den Bauern und dem Mittelstand – mitunter antirepublikanische und antisemitische Ressentiments verbreitet waren. Die diffamierenden und hetzerischen Artikel der Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung fanden besonders in diesen Schichten Anklang.
Inhaltlich standen nationalsozialistische Agitation und ab 1939 Kriegspropaganda im Vordergrund. Nationalismus, Antisemitismus, Antiparlamentarismus und die kultische Verehrung Adolf Hitlers bildeten die Basis der Berichterstattung. Im Lokalteil dominierten die Verherrlichung der Heimat im Sinne der Blut und Boden-Ideologie sowie Berichte über lokale Ereignisse. Unterhaltung, zum Beispiel in Form von Fortsetzungsgeschichten, war ebenso vertreten wie Rubriken, die sich speziell an Frauen richteten. Die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung setzte gezielt Falschinformationen, Verschwörungsmythen, Panikmache und einseitige Darstellungen ein, um die Leserschaft für den Nationalsozialismus einzunehmen.
1945 wurde die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung durch die britische Militärregierung verboten.
Text: V.V.
Verwendete Literatur
Rudolf Rietzler, Gegründet 1928/29: Die „Schleswig-Holsteinische Tageszeitung“. Erste Gau-Tageszeitung der NSDAP, in: „Wir bauen das Reich.“ Aufstieg und erste Herrschaftsjahre des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, hg. von Erich Hoffmann und Peter Wulf, Neumünster 1983, S. 117-133.
Markus Oddey, „…tagtäglich unsere Weltanschauung in das Volk hineintragen.“ Die schleswig-holsteinische NS-Parteipresse und der Gauverlag, in: „Siegeszug in der Nordmark“. Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus 1925-1950. Schlaglichter, Studien, Rekonstruktionen, hg. vom Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS), Kiel 2008, S. 75-95.
Julia Starck, "Das Sprachrohr Hitlers in der Nordmark" - Die Schleswig-Holsteinische Tageszeitung aus Itzehoe, in: Miriam J. Hoffmann/Vivian Vierkant (Hg.): "Heute marschieren wir alle geschlossen hinter dem Führer". Itzehoe und der Kreis Steinburg 1933-1945, Itzehoe 2022, S. 47-68.